Frau Roßbach, seit der Hochwasser-Katastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sind fast zwei Jahre vergangen. Wie schätzen Sie die Situation mit Blick auf die geleistete Hilfe ein?
MANUELA ROSSBACH: Haupt- und ehrenamtliche Helfer:innen leisten seit Juli 2021 Großartiges. Der Wiederaufbau schreitet vielerorts voran. Doch wirksame Hilfe nach großen Katastrophen erfordert immer einen langen Atem. Darauf haben wir uns von Anfang an eingestellt und die Hilfsprojekte entsprechend geplant.
Welche Hilfen leistet das Bündnis Aktion Deutschland Hilft derzeit in den Katstrophengebieten?
ROSSBACH: Nach schweren Katastrophen wie dem Hochwasser ist nichts mehr, wie es einmal war. Und das wird es auch nicht mehr werden. Das zu akzeptieren, ist sehr schwer. Genau dabei helfen wir Kindern und Erwachsenen bestmöglich: mit dieser Wirklichkeit umzugehen, andere Perspektiven zu entwickeln - und gemeinsam etwas Neues zu schaffen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Wiederaufbauhilfe. Wir unterstützen vor allem bedürftige Familien finanziell, ebenso wie soziale Einrichtungen, Initiativen und Vereine.
Manche Betroffenen haben das Gefühl, dass es zu lange dauert, bis Hilfe bei ihnen ankommt...
ROSSBACH: Das kann ich nachvollziehen. Aus rechtlicher Sicht ist es wichtig, dass die Organisationen die jeweilige Situation der betroffenen Menschen prüfen: Wie ist ihre wirtschaftliche Notlage? Wurden bereits staatliche Hilfen gezahlt; haben Versicherungen gegriffen?
80 Prozent der Bauschäden erstatten in der Regel die Förderbanken der Bundesländer. Um die übrigen 20 Prozent zu finanzieren, können Betroffene einen Antrag bei unseren Hilfsorganisationen stellen.
Das klingt kompliziert...
ROSSBACH: Das ist es teilweise. Deshalb setzen wir uns auch auf politischer Ebene für eine baldige Änderung der rechtlichen Bedingungen ein und sind im ständigen Austausch mit Behörden und Gemeinden.
Dennoch konnten wir in den vergangenen Monaten bereits zwei Drittel der Spenden in Hilfe umsetzen. Unter anderem für Direktzahlungen bis zu 5000 Euro pro Haushalt. Bis heute stellen wir Geld für den Wiederaufbau selbstgenutzter Wohngebäude oder für psychosoziale Hilfsangebote bereit.
Welche Möglichkeiten haben Betroffene, sich beraten zu lassen?
ROSSBACH: Die Fluthilfebüros Arbeiter-Samariter-Bundes des (ASB), der Arbeiterwohlfahrt (AWO), der Johanniter (JUH) und der Malteser (MHD) sind weiterhin geöffnet. Dort helfen Mitarbeitende aus unserem Bündnis persönlich weiter. Auch unter der Hotline 06723/685578 oder unter www.Aktion-Deutschland-Hilft.de/Betroffene gibt es Infos rund um unsere gemeinsame Fluthilfe.
Grundsätzlich gilt: Vereine, Initiativen und vom Hochwasser betroffene Familien können weiterhin Spenden für den Wiederaufbau ihrer Häuser beantragen!
Wie werden diese Beratungsangebote im Katastrophengebiet angenommen?
ROSSBACH: In Gesprächen mit Menschen vor Ort hören wir immer wieder, dass manche sich unwohl dabei fühlen, externe Hilfe zu beantragen. Andere wissen nicht, wohin sie sich wenden können. Diesen Menschen stehen Mittel aus dem staatlichen Wiederaufbaufonds zu - und sie können bei unseren Hilfsorganisationen Geld für die genannten Maßnahmen beantragen.
Allen Spenderinnen und Spendern garantiere ich: Jeder für die Hochwasserhilfe gespendete Euro wird den betroffenen Menschen zugutekommen. Das ist mir ein Herzensanliegen. Wir lassen niemanden allein!