Rheinische Zuversicht allen Widrigkeiten zum Trotz

Rudolf Berzen ist glücklich im Augustinum Bad Neuenahr. FOTO: AUGUSTINUM

Rudolf Berzen hatte schon die ersten Sachen für seinen Umzug in die Seniorenresidenz Augustinum Bad Neuenahr ins Auto gepackt. Dann kam das Jahrhundert-Hochwasser an der Ahr

Der heute 83-jährige frühere Tresortechniker lebte mit seiner Familie über dem Ahrtal nur ein paar Kilometer vom Augustinum Bad Neuenahr entfernt. Dass er und seine Frau im höheren Alter nicht in ihrem Haus bleiben würden, war schon früh klar. ,,Von den Kindern kann man ja nicht verlangen, dass sie einen pflegen", meint er. Und: „Wir haben schon vor zehn Jahren überlegt, ob wir mal ins Augustinum ziehen. Das ist bei uns in der Gegend ein Begriff und hat einen sehr guten Namen. Hier kann man selbstbestimmt und unbeschwert leben und fällt niemandem zur Last."

Die Berzens entschieden sich dann wirklich für den Umzug in das Augustinum Bad Neuenahr, nicht zuletzt auch wegen der Lage: „Das Haus steht direkt am Park, das ist richtig romantisch." Dazu gibt es hier alles, was man zum täglichen Leben braucht: Arzt, Physiotherapie, Fußpflege, Fitness, ein großes Freizeit- und Veranstaltungsprogramm. Direkt vor der Haustür hält der Bus in die Innenstadt.

Für den 15. Juli 2021 hatte Rudolf Berzen die Schlüsselübergabe im Augustinum vereinbart - seine Frau konnte ihn dabei leider nicht mehr begleiten.

Dann kam das Hochwasser. Morgens hieß es in den Nachrichten: „Hochwasser an der Ahr", was für ihn erst einmal keine ungewöhnliche Nachricht war: „Das war für uns ja ganz normal, dass mal Hochwasser ist und ich habe mir da nicht viel bei gedacht. Aber zu dem Zeitpunkt war den meisten von uns noch nicht bewusst, wie sich dieses Hochwasser von den vorhergehenden unterscheidet."

Er hatte schon einige Sachen in sein Auto gepackt und wollte sich telefonisch im Augustinum ankündigen, bekam aber keine Verbindung. „Als ich dann endlich meine Tochter erreichen konnte, sagte die 'Papa, Du kannst nicht runter'." Im Ahrtal hatte sich eine Katastrophe ereignet, von der auch das Augustinum betroffen war. Glücklicherweise kamen dort keine Bewohner zu Schaden, sie mussten aber wie so viele andere auch evakuiert werden.

Rudolf Berzen konnte also erst einmal nicht in das für ihn vorgemerkte Zwei-Zimmer-Appartement einziehen. Aufgeschoben war aber nicht aufgehoben: Den Einzug ins Augustinum komplett abzusagen kam für ihn nicht in Frage: ,,Ich habe an keinem Zeitpunkt daran gedacht, nicht einzuziehen." Als dann die bisherigen Bewohner ab Ende August 2021 nach und nach das Haus wieder mit Leben füllten, kam am 15. September auch Rudolf Berzen hinzu. Erst einmal, um zu sehen, ob es ihm so gefällt. ,,Ich habe mich dann gleich so wohl gefühlt - es war klar, dass ich bleibe." In seiner typisch rheinischen Offenheit fügt er hinzu: „Hier kann ich jetzt bleiben, bis mir die Augen zufallen, bis zum Schluss werde ich bestens betreut."

Auch wenn die Spuren des Hochwassers noch überall zu sehen sind, werden die großzügigen Parkanlagen wieder liebevoll instandgesetzt, Wege werden neu angelegt und die gemütlichen Sitzecken wiederaufgebaut. 

Auch innerhalb der Seniorenresidenz laufen die Renovierungsarbeiten auf Hochtouren. Die vom Hochwasser betroffenen Stockwerke werden dazu komplett neu ausgebaut und modernisiert.

Rudolf Berzen freut sich jedenfalls schon auf das Augustinum Bad Neuenahrso wie es nach den Umbaumaßnahmen sein wird. Wir machen das Beste aus der Situation und freuen uns, wenn hier bald alles in neuem Glanz erstrahlt."