Long COVID ist eine neue Krankheit mit diffusen psychosomatischen Folgen. Vieles muss noch erforscht werden. Das bedeutet aber nicht, dass die Ärzte den Betroffenen nicht helfen könnten. Am Beta Klinik Campus erzielt ein fortschrittliches, interdisziplinäres Diagnose- und Therapiekonzept beeindruckende Erfolge.

Laut Schätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO leiden bis zu zehn Prozent der Corona-Infizierten unter Long COVID. Auch in der Beta Klinik in Bonn stellen sich mehr und mehr Betroffene mit dieser neuen Volkskrankheit vor. Einen typischen Fall hat der Chefarzt der angeschlossenen BetaGenese Klinik, Carsten Albrecht, gut vor Augen:,,Als die Dame zu uns kam, war sie kaum in der Lage, ohne Luftnot vom Wartezimmer in die Sprechstunde zu kommen. Als sie fünf Wochen später entlassen wurde, ging sie zu Fuß die gut fünf Kilometer vom Bonner Bogen zu ihrem Haus in der Altstadt. Konditionell noch ein wenig eingeschränkt, geht es ihr heute beeindruckend besser, und sie macht weiter Fortschritte."

Müdigkeit, eingeschränkte körperliche und geistige Belastbarkeit, Kopf-, Muskel-, Gelenk- und Gliederschmerzen, Kurzatmigkeit, Sinnesstörungen, Lähmungserscheinungen, Herzrasen. Die Liste der Symptome von Long COVID ist lang. Was die belastenden Beschwerden eint: In den allermeisten Fällen betreffen sie sowohl Körper als auch Geist. Das ist der Grund, warum die psychosomatisch arbeitende BetaGenese Hauptanlaufstelle für die Patienten wurde, die laut Definition vier Wochen oder länger nach einer Corona-Infektion - weiterhin oder wieder - unter Symptomen leiden. 

,,Aufgrund der besonderen Verzahnung der hier angesiedelten Facharztpraxen wie z.B. der Kardiologie, Angiologie und Neurologie, Schlaf- und Sportmedizin steht am Anfang die genaue Diagnostik," so Carsten Albrecht. ,,Mit ein wenig Geduld, einem angemessenen Training und gezieltem Stressabbau verschwinden in den allermeisten Fällen die belastenden Symptome des Long COVIDs wieder. Allerdings: Bei jedem zehnten Patienten finden unsere konsiliarisch einbezogenen Kollegen sichtbare Veränderungen z.B. an Gefäßen, Gehirn oder Herz. Erst wenn diese vorab oder parallel behandelt werden, so unsere Erfahrung, kann ein nachhaltiger Heilungsprozess einsetzen.

Wer drei Monate nach einer Corona-Infektion weiter an mangelnder Leistungsfähigkeit leidet, sollte auf jeden Fall medizinische Hilfe in Anspruch nehmen, so der Rat des Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie. In der BetaGenese Klinik behandelt man u.a. lokal mit der tiefen Magnetstimulation des Gehirns und systemisch mit einer elektrostatischen Repolarisation des Nervensystems.

Beispiel Kardiologie/Angiologie: Gefäßveränderungen und Entzündungen des Herzens werden häufig mit schweren COVID-Verläufen beschrieben. Um Spätfolgen sicher auszuschließen, setzt Dr. Sven Hausen u.a. auf Langzeit-EKG, Ultraschall und Spiroergometrie. Falls notwendig, können herzschützende Medikamente den Heilungsverlauf stabilisieren.

Beispiel Neurologie: Je nach Beschwerdebild können per Ultraschall oder EEG oronatypische Begleiterkrankungen wie die gefürchtete Sinus-Venen-Thrombose ausgeschlossen werden. Im Rahmen seiner Forschung ist Prof. Dr. Christian E. Elger zudem verschiedenen Entzündungsparametern auf der Spur. Im besten Fall liefert diese Studie wertvolle Daten für den künftigen Einsatz von hirnschützenden Medikamenten.

Beispiel Sport & Reha: Fördern, ohne zu überfordern, ist das Hauptmotto der renommierten Sport & Reha Abteilung der Beta Klinik. Das Training umfasst einerseits den gesamten Bewegungsapparat, kann aber auch z.B. gezielt die Atemhilfsmuskulatur fördern.

Beispiel Schlafmedizin: Dank der so genannten Polysomnographie, also der gleichzeitigen Erfassung u.a. des Hirnstroms (EEG), des Herzrythmus‘ (EKG), der Sauerstoffsättigung (Pulsoxymetrie) und der Atmung, liefert die moderne Schlafmedizin bei Long COVID wichtige Informationen. Und sie kann noch mehr: Gegen quälende Tagesmüdigkeit setzt Katharina Diamantis u.a. auf ein Medikament, das sich bei Schlafzwang (Narkolepsie) bewährt hat.