Altes Design trifft moderne Technik

Das Kultauto BMW Isetta diente als Vorbild für den Microlino. FOTO: RICHARD CAO/RMSOETHEBY'S

Die Zukunft auf den Straßen gehört den Elektroautos. Doch Designs aus der Vergangenheit begeistern bis heute viele Autofans. Wie sich beides miteinander vereinen lässt, zeigen einige Hersteller mit aktuellen Modellen. Sie produzieren E-Autos im Stile historischer Fahrzeuge

Einst waren sie ganz alltägliche Fahrzeuge auf deutschen Straßen und in großer Stückzahl zu sehen. Legendär sind Erzählungen, in denen Menschen mit der Isetta über den Brenner in den Urlaub an den Gardasee fuhren oder Familien Sonntagsausflüge mit dem Käfer unternahmen. Die Kastenente war ein günstiges und praktisches Fahrzeug für Handwerker. Heute sind diese Modelle von den Straßen beinahe verschwunden. Dafür gelten sie aber als Hingucker und nicht wenige Nostalgiker freuen sich, wenn ihnen unterwegs doch noch einmal solche Modelle entgegenkommen.

In Zukunft könnte das öfter der Fall sein, wenn auch nur indirekt. Die Modelle von einst werden zwar nicht neu aufgelegt, dafür steht ihr Äußeres Pate für moderne E-Autos. Hier trifft altes Design auf moderne Technik. Der VW 2CV Fourgonette wurde zwischen 1951 und 1990 mehr als 1,2 Millionen Mal gebaut. Er hatte eine geräumige Ladefläche, die durch Flügeltüren geöffnet wurde. In Deutschland diente er einigen Entenfahrern als Wohnmobilersatz. In Frankreich und in der Schweiz war das Modell häufig bei der Post und bei Handwerkern zu sehen. Citroën bringt das Design nun als Citroën Berlingo 2CV Fourgonnette zurück auf die Straßen - wenn auch nur in kleiner Stückzahl. Gerade einmal 200 Exemplare plant der französische Hersteller. Produziert wird der Wagen beim italienischen Karosseriebauer Caselani im kleinen Ort Sospiro in der Nähe von Mailand. Das Design stammt von David Obendorfer. Rund 400 Arbeitsstunden sind vonnöten, bis ein Wagen in Handarbeit fertig ist. Den gibt es dann als Benziner, Diesel und Elektroauto. Letzteres ist besonders gefragt und bringt es auf 136 PS. Der Preis liegt bei rund 70.000 Euro.

Auf der Automesse in Shanghai zeigte der chinesische E-Auto-Hersteller Ora den Punk Cat. In China gilt er vor allem als Auto für Frauen, heißt es doch in einer Pressemitteilung, er sei ein „Prinzessinnen-Auto für Frauen, die nachts von Kristallschuhen träumen und nach dem Erwachen doch nur ein langweiliges Auto fahren“. Was die Elektroauto-Tochter des Herstellers Great Wall Motors da seit vergangenem Jahr auf die chinesischen Straßen bringt, ist rein äußerlich eine Kopie des VW Käfers - nur etwas moderner. Für rund 28.755 Euro gibt es den Wagen in zwei Leistungsstufen mit bis zu 544 PS und rund 500 Kilometern-Reichweite. Das Imitat des einst in Deutschland so populären Kultautos von VW gibt es aktuell nur in China. Doch das könnte sich ändern. Great Wall Motors hat sich die Design-Patentrechte in der EU gesichert. Damit steht einer Zulassung in Deutschland im Grunde nichts mehr im Weg. Sollte VW irgendwann eine E-Version des VW Beetle auf den Markt bringen wollen, bestünde durchaus Verwechslungsgefahr.

Bereits unterwegs auf deutschen Straßen ist der Microlino. Wer ihn zum ersten Mal sieht, meint, er habe die berühmte BMW Isetta aus den 1950er- und 1960er-Jahren vor sich. Der Kabinenroller von einst ist heute ein absolutes Kultauto. Modernen Sicherheitsstandards würde er aber nicht mehr entsprechen. Erfunden hat den Microlino der Schweizer Wim Ouboter. Er hat das Design der Isetta perfekt in die moderne Zeit übersetzt. Die LED-Leuchten am Wagen wirken hingegen leicht futuristisch. Wie in der Isetta, sitzen Fahrer und Beifahrer auf kleinem Raum, aber nicht beengt. Die an der Vorderseite angebrachte Türe lässt sich elektrisch öffnen und mit einem Zugband schließen. Bei 90 Stundenkilometern hat der Microlino seine Höchstgeschwindigkeit erreicht. Mit der stärksten Batterie kommt man ohne Laden bis zu 230 Kilometer weit. Rein rechtlich gilt er übrigens nicht als Auto, sondern als Quad. Deshalb gibt es keine Subventionen. Die aktuell verfügbare Pioneer Edition kostet 22.690 Euro.

Während diese drei Elektroautos im alten Design die mit dem meisten Hinguck-Potenzial sein dürften, kommen auch andere historische Designs in modernen E-Autos zurück auf die Straße. So hat VW mit dem ID.Buzz dem legendären VW-Bus, auch bekannt als Bulli, neues Leben eingehaucht. Bei seiner Premiere formulierte es Volkswagen so: „Der T1 war eine Ikone der 50er-Jahre. Mit dem ID.Buzz übertragen wir seine DNA in das Zeitalter der Elektromobilität.“ cli