INTERVIEW LENNARD STEINLANDT

,,E-Autos sind im Unterhalt günstiger als herkömmliche Verbrenner"

Der EQS SUV ist der erste vollelektrische Luxus-SUV von Mercedes-EQ. FOTO: DAIMLER AG

Der RKG-Elektromobilitäts-Experte spricht über E-Autos, Wallboxen und Fördermöglichkeiten

Was würden Sie Verbrauchern raten, die noch schwanken, ob Sie Ihren Verbrenner weiterfahren oder sich ein E-Auto anschaffen sollen?
Lennard Steinlandt: Diese Frage ist nicht pauschal zu beantworten. Hierbei gibt es verschiedene Aspekte zu beachten. Zum einen die gegebene Infrastruktur und zum anderen das eigene Fahrprofil. Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Ihr Arbeitgeber bietet eine Möglichkeit bei der Arbeit zu laden und/oder Sie haben zu Hause einen eigenen Parkplatz mit entsprechender Stromanbindung. Dazu fahren Sie seltener mehr als 350 Kilometer an einem Tag. Dieses wäre zum jetzigen Zeitpunkt die optimale Ausgangslage für ein vollelektrisches Fahrzeug. Sollten die Kriterien nicht erfüllt sein, ist es kein Ausschlussgrund für ein E-Auto.

Hinzu kommt selbstverständlich der nicht zu verachtende wirtschaftliche Aspekt. Ich empfehle Verbrauchern sich umfangreich zu informieren beziehungsweise sich beraten zu lassen, ob aktuell ein Wechsel im individuellen Fall sinnvoll ist.

Wie alltagstauglich und wirtschaftlich ist aus ihrer Sicht ein E-Auto?
Steinlandt: Aufgrund der aktuell immer weiter fortschreitenden Infrastruktur sind vollelektrische Fahrzeuge in den meisten Fällen alltagstauglich. Es sollte jedoch individuell betrachtet werden, ob zum aktuellen Zeitpunkt ein vollelektrisches Fahrzeug, ein Plug-in-Hybrid oder das herkömmliche Verbrennerfahrzeug die richtige Wahl ist. E-Autos sind im Unterhalt günstiger als herkömmliche Verbrenner. Der Entfall der Kfz-Steuer, günstigere Wartungen, weniger Verschleiß und ein günstigerer Strompreis machen das vollelektrische Fahrzeug im Unterhalt günstiger. Hinzu kommt bei einer privaten Nutzung eines Firmenwagens ein steuerlicher Vorteil. Hierbei muss der Nutzer das Fahrzeug mit einem Prozent des Bruttolistenpreises versteuern. Bei einem E-Fahrzeug wird dieses auf 0,5 % gesenkt oder sogar auf 0,25 %, wenn der Bruttolistenpreis 60 000 Euro nicht überschreitet. Der Umweltbonus trägt dazu bei, die Anschaffung eines Fahrzeugs noch attraktiver zu gestalten.

Produktexperte Lennard Steinlandt FOTO: RKG

Welche Förderungen gibt es für das Fahrzeug beziehungsweise die Anschaffung einer Wallbox noch?
Steinlandt: Aktuell beträgt die Förderung für neue vollelektrische Fahrzeuge mit einem Nettolistenpreis von weniger als 40 000 Euro als „Innovationsprämie" 9000 Euro (Bundesanteil: 6000 Euro, Herstelleranteil: 3000 Euro), bei Fahrzeugen mit einem Nettolistenpreis von mehr als 40 000 bis maximal 65 000 Euro beträgt der Umweltbonus als ,,Innovationsprämie" 7500 Euro (Bundesanteil: 5000 Euro, Herstelleranteil: 2500 Euro).

Hierbei zählt nicht das Bestelldatum des Fahrzeugs, sondern die Anmeldung. Aufgrund erhöhter Lieferzeiten diverser Fahrzeuge wird die Anmeldung voraussichtlich im Jahr 2023 erfolgen. Für das Jahr 2023 ist geplant, dass vollelektrische Fahrzeuge bis zu einem Nettolistenpreis von 40 000 Euro mit 4500 Euro bezuschusst werden und zwischen 40 000 und 65 000 Euro Nettolistenpreis 3000 Euro bekommen. Der Herstelleranteil wird wieder 50 Prozent betragen.

Ab dem 1. September 2023 ist nur noch eine Förderung für Privatpersonen vorgesehen. Für das Jahr 2024 entfällt die Förderung vollständig.

Wallboxen werden bis Ende des Jahres gewerblich mit bis zu 900 Euro gefördert. Der Fördertopf für private Haushalte ist ausgeschöpft.