Ein anmutiger Ballett-Sprung, scheinbar mühelos und doch mit so viel Training erarbeitet; ein beeindruckender Freeze beim Breakdance – cool und gekonnt; anspruchsvolle, rhythmische Schritte beim Tap Dance: Alle diese und noch viel mehr Tanzstile und Techniken haben Platz unter dem weiten Dach des Tanzhauses NRW. „Es gibt kaum einen Stil, den es bei uns nicht gibt“, sagt Dr. Verena Anker, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. „Wir sind ein Haus für alle und wollen daher eine möglichst große Bandbreite anbieten.“ Und so reicht die Auswahl von zahlreichen Kursen für Kinder und Jugendliche über Klassiker wie Ballett bis hin zu Angeboten für an Parkinson Erkrankte. „Das Wichtigste bei allem ist die Freude am Tanzen“, sagt sie.
Dass Tanzen gesund ist, hat sich inzwischen herumgesprochen. Die drei Gründe dafür liegen auf der Hand: Erstens bedeutet Tanzen Bewegung. Je nach Stil und Intensität ist Tanzen ein Sport, bei dem man richtig ins Schwitzen kommt, seine Kondition verbessert und viele Muskelgruppen gleichzeitig trainiert. Wer sich schon einmal beim Hip Hop ausgepowert oder über längere Zeit einen schnellen Jive getanzt hat, weiß, wie anstrengend das ist.
Zweitens spricht Tanzen neben den Muskeln auch die Gehirnwindungen an. Wer komplexe Schrittfolgen einübt, arbeitet automatisch auch an seinem Gedächtnis und an seiner Konzentrationsfähigkeit. Die Angebote vom Tanzhaus, zum Beispiel Ballett, richten sich auch an Menschen über 50 Jahre.
Und last but not least hat Tanzen eine große soziale Komponente. Das Hobby verbindet – auch über Generationen hinweg – und lässt Freundschaften entstehen. Beim Paartanz tun die Berührungen uns gut. Und Erfolgserlebnisse sowie die Anerkennung von anderen stärken das Selbstbewusstsein.
Wer nicht tanzt, verpasst also etwas – denn Spaß macht die Bewegung im Rhythmus der Musik obendrein auch noch.
Für manche Menschen ist das Tanzen sogar eine Form von Therapie. So kann Tanz beispielsweise bei an Parkinson Erkrankten die Symptome lindern. Damit steigt die Lebensqualität der Betroffenen. Entsprechende Kurse bieten die Dozentinnen Bridget Q. Fearn und Dawna P. Dryhorub bereits seit 2016 im Tanzhaus NRW an. Neueinsteiger sind dabei immer willkommen. In diesem geschützten Rahmen macht jeder bei den Übungen so mit, wie es ihm guttut. Die Kombination aus Musik und Bewegung bewirkt, dass die Erkrankten nach dem Kurs oft mobiler sind und ein besseres Körpergefühl haben. „Die Dozentinnen sind beide Expertinnen und können gut auf die Erkrankten und deren Bedürfnisse eingehen“, erklärt Anker. „Besonders wichtig ist für die Teilnehmer aber auch das Zusammensein mit anderen, die vor den gleichen Herausforderungen stehen, wie sie selbst. Das Wissen, nicht allein zu sein, hilft ihnen.“
Für das Tanzen ist man nie zu jung oder zu alt: Schon kleine Kinder haben Freude an Rhythmen und Bewegung. Für die Jüngsten ab zwei Jahren und ihre Eltern bietet das Tanzhaus daher beispielsweise kreativen Kindertanz an. Die älteren Kinder und Teens können sich vom Ballett bis zu Urban Styles durch alle möglichen Angebote probieren. „Gerade ist das Voguing besonders beliebt“, sagt Anker. Der Name ist angelehnt an die Modezeitschrift „Vogue“, der Tanz wurde unter anderen schon durch die Musikvideo-Ästhetik von Madonna populär. „Ursprünglich kommt der Stil aus dem Untergrund, aus Schwarzen und queeren Communities. Es gibt eine Art Laufsteg, auf dem die Tanzenden auftreten. Hierbei kommen auch oft High Heels zum Einsatz. Bei den Figuren und Posen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt“, erklärt sie.
Die etwas älteren Semester können im Tanzhaus NRW ebenfalls durchstarten. Der Traum vom Ballett kann sich beispielsweise auch im Alter 50 plus noch erfüllen, es gibt gleich mehrere Kurse für Interessierte. Auch beim Floor-Barre gibt es einen eigenen Kurs für Interessierte ab 60 Jahren. Hier können sie auf sanfte, therapeutische Weise Kraft und Körperbeherrschung trainieren und damit Beschwerden wie Gelenkschmerzen vorbeugen. Generell spielt der Gesundheitsaspekt bei den Kursen aus dem Bereich Körperarbeit, wozu auch Floor-Barre zählt, eine wichtige Rolle. „Dabei geht es nicht darum, einen Tanzstil zu erlernen, sondern eher um Aspekte wie Achtsamkeit und die Schulung der Körperwahrnehmung“, sagt Verena Anker. Sie selbst hat schon Gyrokinesis ausprobiert, „das ist gut für den Rücken und eignet sich für Menschen, die viel im Sitzen arbeiten.“ Unter anderem werden dabei Atem- und Mobilisierungsübungen praktiziert, um Verspannungen und Stress entgegenzuwirken. Auch Yoga oder Flexibility-Training fallen unter die Körperarbeit. Einige Dozenten des Tanzhauses stellen übrigens selbst eindrucksvoll unter Beweis, dass Tanzen gesund und fit hält und dass man nicht nur mit Anfang 20 einen trainierten Körper und eine tolle Haltung haben kann, sondern auch in späteren Jahren.
Wer möchte, kann im Tanzhaus auch Samba lernen oder sich in afrikanischen oder orientalischen Tänzen probieren. Paare jedes Alters finden ebenfalls viele passende Kurse und Veranstaltungen wie Tango Argentino oder die Salsa-Nacht, die regelmäßig angeboten wird.
Und wenn man einen Tanzmuffel an seiner Seite hat? „Dann sollte man erst mal offene Veranstaltungen nutzen, die die Möglichkeit bieten, alles kennenzulernen“, rät Anker. Der Fokus sollte dann nicht auf den richtigen Schrittfolgen, sondern auf dem Spaßfaktor und den positiven Gefühlen liegen. „Vielleicht bietet sich ein Wochenendworkshop an“, sagt Verena Anker. „Oder man setzt mit einem anschließenden Stück Kuchen im Café einen Anreiz“, ergänzt sie und lacht. Wer in verschiedene Stilrichtungen reinschnuppern möchte, kann das gut bei den Open Classes tun. „Bei uns gibt es für diese speziellen Angebote auch 10er-Tickets, mit denen man teilnehmen kann, wann es am besten passt, und auch mal zwischen Kursen wechseln kann.“ Anne Richter