A rthrose ist eine degenerative Ge lenkerkrankung. Der glatte Gelenkknorpel verschleißt, die umliegenden Knochen, Bänder und Muskeln entzünden sich. Dies führt zu starken Gelenkschmerzen und hat großen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen. Es gibt viele Möglichkeiten, Arthrose zu behandeln, etwa durch Physiotherapie, Medikamente oder Operationen. Das Universitätsklinikum Düsseldorf setzt auf eine weitere Methode. Professor Dr. Peter Minko ist dort als leitender Arzt für Interventionelle Radiologie und minimalinvasive Therapie am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie tätig. Er hat diese neue Behandlungsmethode – Embolisation genannt – maßgeblich weiterentwickelt. Dabei verschließt der Arzt durch einen kleinen Eingriff die Gelenk-Arterien an der Stelle im Gelenk, wo der Schmerz entsteht. Dadurch wird der Schmerzreiz an das Gehirn unterbunden. Die Behandlung kann bei Menschen jedes Alters durchgeführt werden und hilft auch bei Tennis-, oder Golferellenbogen. „Mit der neuen superselektiven Schmerztherapie kann durch den zielgenauen Verschluss kleinster Gelenkarterien, die die Gelenkschleimhaut versorgen, die sensorische Schmerzweiterleitung vom Gelenk ans Gehirn unterbunden werden.
Die Embolisation ist eine alternative Therapieform, die schon einer Vielzahl von Patienten geholfen hat“, erklärt Professor Minko. Darunter ist auch Dieter Wetzel. Er hatte zehn Jahre lang einen Dauerschmerz im Kniegelenk. Etliche Vorerkrankungen und eine Herzschwäche machten eine Operation zu riskant. Durch die Embolisation konnte er seine Schmerzen loswerden und wieder mehr Lebensqualität gewinnen.
Embolisation ist eine gängige Methode. Sie wird in der Regel beispielsweise bei blutenden Schwerverletzten, bei der gutartigen Vergrößerung der Prostata oder bei gutartigen Geschwulsten der Gebärmutter (Myome) angewendet. Zur Behandlung von Arthroseschmerzen wird sie bisher in Deutschland nur selten eingesetzt – in Düsseldorf exklusiv am Universitätsklinikum. Minko entwickelte die Methode für Patienten mit Arthrose in den letzten sieben Jahren weiter. Inzwischen hat er schon Hunderten Schmerzgeplagten zu neuer Lebensqualität und einer besseren Beweglichkeit verholfen. „Wichtig ist, dass die Patienten nach dem Eingriff sofort in Bewegung kommen, zum Beispiel mithilfe von Krankengymnastik, Physiotherapie, Radfahren oder Schwimmen“, betont Professor Minko.
Geeignet ist der Eingriff für Menschen ab 18 Jahren. Eine Altersbeschränkung nach oben gibt es nicht. Interessieren dürfte das auch Patienten, die noch zu jung für ein künstliches Kniegelenk sind. Oder Patienten, die trotz künstlichem Kniegelenk noch immer unter Schmerzen leiden. „Das Ziel dieses kleinen Eingriffs ist es, die Funktionalität des Gelenks wieder zu verbessern und einen chirurgischen Eingriff soweit es geht hinauszuzögern. Die gewonnene Schmerzfreiheit und folgend bessere Beweglichkeit können zum Aufbau der gelenk unterstützenden Muskulatur genutzt werden, um einen zufriedenstellenden Erfolg zu gewährleisten. Dabei müssen Patientinnen und Patienten immer ganzheitlich betrachtet und behandelt werden“, sagt Professor Minko. Die Planung einer Embolisation am Universitätsklinikum Düsseldorf erfolgt in enger interdisziplinärer Kooperation mit dem ärztlichen Team von Professor Dr. Uwe Maus von der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie der Anästhesie mit ihren Experten für Schmerzmedizin.
Embolisation gegen Arthroseschmerzen ist wirksam. Das beweist eine Studie aus Japan. Auch mehr als drei Jahre nach dem Eingriff gaben über 80 Prozent der Patienten eine Reduzierung der Schmerzen um über 50 Prozent an. „Das ist ein sehr gutes Ergebnis. Wichtig ist, dass die Patienten wissen, dass die Methode zu einer deutlichen Schmerzreduktion führt. Eine völlige Schmerzfreiheit ist aber nicht garantiert“, erklärt der Experte. Da die Erkrankung nicht heilbar, aber behandelbar ist, sind auch Physiotherapie, Krankengymnastik sowie kontinuierliche Bewegung essenziell, um das Fortschreiten der Arthrose maßgeblich zu verlangsamen. Annette Schneider
Wie die Behandlung funktioniert
Bei der Embolisation handelt sich um eine minimalinvasive Technik, die dazu beiträgt, die Schmerzen in einem Gelenk zu lindern. Zu den Einsatzgebieten zählen Schmerzen in Hüfte, Knie, Schulter, Fußsohle, dem Daumensattelgelenk sowie Golfer- und Tennisarm.
Das Verfahren beginnt mit einer lokalen Betäubung, meist über die Leiste oder das Handgelenk. Von dort wird dann ein kleiner Katheter bis zum Gelenk vorgeführt. Hierüber wird eine kugelförmige Substanz (Mikrosphären) in das Blutgefäß gespritzt, das das Gelenk versorgt. Dieses Material blockiert das Blutgefäß und reduziert so den Blutfluss zum Gelenk, was zu einer Verringerung der Schmerzen und der Entzündung führt.
Dieser minimalinvasive Eingriff kann ambulant oder mit einem kurzen Krankenhausaufenthalt mit einer Übernachtung durchgeführt werden. Körperliche Einschränkungen sind – abgesehen von zwei Tagen ohne Sport – nach dem Eingriff nicht zu erwarten. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen den Eingriff in der Regel.