In der schönsten Praxis Deutschlands und der Zahnarztpraxis für den Nachwuchs: "MiLiNo“ begibt man sich auf eine Reise in eine andere Welt

Lasern statt bohren

Vor der Behandlung mit dem Laserbohrer brauchen die Patienten von Dr. Michael Alte keine Angst zu haben. Da sie keine Schmerzen verursacht, ist auch keine Betäubung nötig. Foto: GettyImages/Sorapop

Mit dem Weltraum-Ambiente seiner Praxis und dem medizinischen Angebot möchte Dr. Michael Alte seinen Patienten die Angst nehmen.

Wer die vor Kurzem von einer Fachzeitschrift als schönste Praxis Deutschlands ausgezeichneten Arbeitsräume von Zahnarzt Dr. Michael Alte betritt, begibt sich auf eine Reise in andere Welten. Denn mit dem Schritt durch die Tür verlässt man gefühlt die Erde und findet sich im Kosmos wieder. Es ist so geräumig und offen hier, so klar und ruhig. Kurz, es ist so gar nicht wie bei einem Zahnarzt, den wohl keiner gerne aufsucht und den manche sogar so sehr fürchten, dass sie erst hingehen, wenn die Schmerzen unerträglich sind. „Zu uns kommen viele Angstpatienten“, sagt Dr. Alte, der alles daransetzt, diese Menschen durch Aufklärung, Ruhe, Geduld, Atmosphäre und Ausstattung seiner Praxis aus ihrer Angst herauszuführen. Meist seien es schlechte Erinnerungen an schmerzhafte Besuche, die sie davon abhielten, rechtzeitig zum Zahnarzt zu gehen. Und genau hier setzt das Konzept an, bei dem sich eins ins andere fügt. „Wir gehen im Tempo des Patienten. Und seitdem wir hier im Heerdter RKM 740 sind, also seit etwas mehr als einem Jahr, war keine Vollnarkose nötig – auch wenn notfalls ein Anästhesist im Haus wäre.“ Dem Stressfaktor Geruch begegnet die Praxis mit riesigen Luftabsaugtürmen, sodass die zahnarzttypischen Gerüche nach Kampfer und Nelke schlicht nicht da sind. Den manch einen beängstigenden Geräuschen wird ebenfalls entgegengewirkt. Im schallisolierten gläsernen Warteraum sollen die Patienten zur Ruhe kommen und den Blick auf einen großen Monitor genießen, auf dem sich von der ISS aus aufgenommene Bilder der Erde fast unmerklich bewegen. Daneben zieht ein lebensgroßes weißes Modell eines Astronauten die Aufmerksamkeit auf sich. Und nur wer ganz genau hinsieht, bemerkt das leichte, beruhigende Pulsieren der Lichtbänder an der abgedunkelten Rezeption. Auch dort ist es ruhig, weil die Telefonie in einem hinteren Teil der Praxis untergebracht ist. Und optische Reize wie weiße Kittel und Gebissmodelle sucht man ebenfalls vergebens.

Im Sinnesvakuum

<span id="i9d48">Im Weltraumambiente der Praxis von Dr. Michael Alte sollen die Patienten zur Ruhe kommen.</span>
Im Weltraumambiente der Praxis von Dr. Michael Alte sollen die Patienten zur Ruhe kommen.

„Das Weltraumdesign ist in einem langen Prozess entstanden. Wir wollten eine Atmosphäre schaffen, in der Sinneseindrücke minimiert werden, also quasi ein Sinnesvakuum entsteht“, erklärt Dr. Alte, der das Konzept mit seiner Frau und Praxismanagerin Mary und dem Architekten Hubert Günther entwickelt hat. „Zudem möchten wir, ohne dass es kalt wirkt, das Moderne unseres Angebots vermitteln. Denn wir arbeiten hier mit dem, was technisch derzeitmachbar ist.“ Dazu gehören auch Laserbohrer, mit denen auf Wunsch und gegen eine geringe Zuzahlung – grundsätzlich übernehmen weder gesetzliche noch private Kassen deren Einsatz – behandelt wird. „Der Laserbohrer arbeitet geräuschlos, sehr selektiv, punktgenau, extrem substanzschonend und er rotiert nicht. Da er nur einen extrem kurzen, hochgebündelten Lichtimpuls sendet, hat der Patient keine Schmerzen – benötigt also keine Betäubung – und kann kurz nach der Behandlung wieder essen“, sagt Dr. Alte, der auch in Sachen Zahnfüllungen und -ersatz moderne Methoden anbietet. „Wir versuchen, wegen der Allergene auf Metall zu verzichten, arbeiten lieber mit Reinkeramik“, sagt der Zahnarzt. Dafür gibt es in der Praxis einen Scanner, mit dem nur der betroffene Teil des Gebisses aufgenommen wird. Es ist also kein physischer Abdruck mit Abformlöffel und -material nötig. „Der Computer errechnet die Form des Ersatzes, die ich manuell nachbearbeite. Dabei kann der Patient zuschauen und auch selbst den Knopf drücken, der die CadCam-Fräsmaschine in Gang setzt. So wird er positiv ins Geschehen eingebunden.“ Kurz darauf ist der Ersatz fertig und wird eingesetzt. „Der Patient benötigt kein Provisorium, spart, da das Verfahren günstiger ist als die Metallkronenanfertigung, Geld und muss nicht noch einmal wiederkommen“, erklärt Dr. Alte, der als einziger Arzt in der interdisziplinären Facharztklinik RKM 740 eine Kassenzulassung hat.

Und damit es gar nicht erst so weit kommt, dass viel gerichtet werden muss oder Angst entsteht, setzt er bereits im frühen Alter an. In einem eigenen, verspielteren Bereich befindet sich seine Zahnarztpraxis für den Nachwuchs: „MiLiNo“. „Der Fantasiename setzt sich aus den Anfangsbuchstaben unserer drei Kinder zusammen“, erklärt Mary Alte. „Unsere jungen Patienten sollen sich überlegen, was das denn wohl sein könnte.“ Und weil die Patienten noch klein sind, ist hier eben auch alles kleiner. Die Behandlungsstühle lassen sich auf Kindergröße umstellen, die Comic-Sticker an den Wänden, die das Astronautenthema aufgreifen, sind wie die Beschriftungen der Behandlungszimmer, die Klinken und die Theke niedriger angebracht als im Erwachsenenbereich. Und im lila und pfirsichfarben gestrichenen Wartezimmer können Tonieboxen ausgeliehen werden, die auch mit ins Behandlungszimmer genommen werden dürfen. „Die Kinder sollen den Besuch bei uns als Ausflug erleben. Deshalb dürfen sie sich – wie übrigens auch die Erwachsenen – die Lichtatmosphäre aussuchen. Es macht ihnen viel Spaß, wenn das ,Zauberlicht‘ den vorher normal beleuchteten Raum in ihre Lieblingsfarbe färbt.“ Genauso spielerisch geht Dr. Alte auch an das Thema Laserbohrer heran: „Ich halte ihn erst einmal dem Kind auf die Hand – und es spürt ihn nicht, weil der Laser zum Beispiel auf Karies eingestellt ist. Auch die lila Farbe, mit der wir unseren kleinen Patienten die Zähne einfärben, um das Zähneputzen zu üben, macht riesen Laune. Und die Kinder fordern dann auch ein, den Putzerfolg zu kontrollieren – bei ihrem nächsten Besuch.“