Vier Tage lang Weinseligkeit. Zwei Jahre lang hatte Corona das traditionelle Winzerfest ausgebremst. Nun findet es vom 30. September bis zum 3. Oktober endlich wieder statt. Dann bestimmen Wein, Musik und Tanz das fröhliche Geschehen auf dem Marktplatz, der sich erneut in ein bunt geschmücktes Weindorfverwandelt - eine mit Weinlaub, herbstlichen Blumen, Bändern und Stroh hergerichtete Bühne, der Weinbrunnen, lauschige Plätze sowie Wein- und Imbissbuden erwarten die Besucher, die sich hier, oft auch mit Freunden und Familie, zusammenfinden und das Fest genießen.
,,Mit Freude veranstalten wir in diesem Jahr wieder das Winzerfest", sagt Oliver Bremm, der Geschäftsführer der Tourismus Siebengebirge GmbH, denn auch. Ortsansässige Vereine und Anbieter versorgen das Publikum mit leckeren Speisen und Weinen. Überwiegend Produkte aus der Region werden präsentiert und zur Verköstigung gereicht. Der Besucher kann sich bei Wein aus dem Siebengebirge sowie bei Federweißem, Zwiebelkuchen, köstlichen Würstchen und anderen Gaumenkitzlern verwöhnen lassen und die Atmosphäre mit Burgen- und Rheinromantik auf sich wirken lassen.
Einer der Höhepunkte erfolgt gleich zum Auftakt nach der Eröffnung des Festes durch Bürgermeister Lutz Wagner am Freitagabend. Endlich wieder Weinfest heißt auch: endlich wieder ein Ritterschlag durch Weingott Bacchus. 1961 wurde der junge Bürgermeister von Königswinter, Richard Faßbender, zum ersten Ritter des neu gegründeten ,,Ordens wider den quälenden Durst" erhoben, der vier Jahre später beim Deutschlandbesuch der gerade verstorbenen englischen Königin Elisabeth auf dem Petersberg den goldenen Montblanc-Füller der Stadt zum Eintrag ins Goldene Buch Königswinters reichte.
Beim ersten Ritterschlag gab es noch nicht die große Stadt Königswinter mit Tal- und Bergbereich. Und anders als heute war bis zum Schlag mit dem Schwert die Personalie streng geheim. Geblieben ist, dass diese Ehre verdienten Mitbürgern zukommt. Verändert hat sich allerdings auch der Name des Ordens - 2011 wurde er zum Orden der Ritter vom Siebengebirge umbenannt. Wurde der ,,quälende Durst" nämlich einst mit Humor betrachtet, fürchteten Mitglieder später um ihren Ruf. So entschlossen sich die Ritter anlässlich des 50. Jubiläums, den für manchen missverständlichen Namen abzulegen. Die Idee hatte Lothar Vreden, der aktuell mit Wilbert Fuhr als Sprecher des Ordens agiert.
Mit dem Rittertum war es gelungen, den Besuchern der Winzerfeste eine neue Attraktion anzubieten. 1948, vier Monate nach der Währungsreform, hatten die Königswinterer das erste Winzerfest nach dem Krieg gefeiert - in der harten Nachkriegszeit ein Lichtblick für die Menschen und ein Anknüpfen an frühere Winzerfeste. Im virtuellen Brückenhofmuseum ist etwa ein Foto von ausgelassenen Tänzen junger Burschen und Mädchen im WinzerinnenLook rund um den Weinbrunnen aus den dreißiger Jahren zu finden.
Ab 1961 nun das Rittertum. 14 Jahre später gab es mit Sophia Hintzen von den Sonnigen Rheinländern die erste Lady. Und auch 2022 wird eine Frau in den Ritterstand erhoben: Kornelia,, Conny" Scheuer aus Gratzfeld. Sie wurde in jenem Jahr geboren, in dem auch der Ritter-Orden aus der Taufe gehoben wurde. In der Pfarrgemeinde von Eudenbach war sie jahrzehntelang aktiv, auf der karnevalistischen Bühne ebenso. Und sie wurde als erste Frau in den Vorstand des TuS Eudenbach gewählt. Vorstandsmitglied im Gewerbekreis Oberhau ist die Verwaltungsmitarbeiterin der Stadt obendrein.
Bei der Zeremonie, dem Ritterschlag, gibt es eine Premiere. Als Nachfolger von Peter Giesen, der aus gesundheitlichen Gründen sein Amt als Bacchus abgegeben hat, tritt nun Manfred "Cooky" Kirchrath an. Der Geschäftsführer der Altstadt-Feuerwehr sagt bescheiden: „Ich freue mich wahnsinnig aufs Winzerfest, aber ich trete in große Fußstapfen." Der Weingott wird dann auch beim traditionellen Festzug am Sonntag ein Hingucker sein, aus der Rollenden Weinprobe gibt es fürs Publikum köstliche Tropfen, der Ritterorden wird selbstverständlich mit unterwegs sein, Tanzgruppen und die Sankt Sebastianus-Schützenbruderschaften der Junggesellen und Männer, die gekonnt zum Fahnenschwenken antreten.
Und nicht zu vergessen: die Musik beim Winzerfest mit einer bunten Mischung: die Bläserfreunde aus Niederdollendorf sind als heimische Akteure ebenso dabei wie beispielsweise die unnachahmliche Truppe ,,Schöd um Laeg" aus Venlo - die bestimmt wieder für Gaudi auf dem Platz und im Zug sorgen wird. Einmal am Rhein... das muss in Königswinter sein. oro
Am Rande des Winzerfestes
Abseits des Weindorfes gibt es weitere Attraktionen: Winzerfestgäste, die Königswinters Geschichte und Sehenswürdigkeiten kennenlernen möchten, haben am Samstag die Gelegenheit zu einer Stadtführung. Los geht's am Weinbrunnen. Vielleicht will mancher vor Bacchus & Co. noch auf den Drachenfels oder zum Schloss Drachenburg - dann bietet sich eine Fahrt mit der Drachenfelsbahn an. Im Siebengebirgsmuseum laufen noch zwei wunderbare Sonderausstellungen - ,,Mit Baedeker um die Welt" und „Badespaß am Rhein". Weil der Winzerfestmontag diesmal Feiertag ist, hat das Museum auch dann geöffnet. Und noch eins: Anzuraten ist die Anreise mit dem ÖPNV. oro
Das Programm
Freitag, 30. September:
16 Uhr: Öffnung der Weinstände; 20 Uhr: Einzug des Weingottes Bacchus. Eröffnung des Festes durch den Bürgermeister und Verleihung des Ordens „Ritter vom Siebengebirge“, anschließend: Tanz und Unterhaltung mit dem Trio „B.and M“.
Samstag, 1. Oktober:
11 Uhr: Öffnung der Weinstände; 13 Uhr: Die Bläserfreunde Niederdollendorf spielen, 14 Uhr: Stadtführung ab Weinbrunnen auf dem Marktplatz; 16 Uhr: Kapelle „Schöd um Laeg“ aus Venlo sorgt für Stimmung; 19 Uhr: Tanz und Unterhaltung mit der Band „Gooseflesh“.
Sonntag, 2. Oktober: 11 Uhr: Messe in der Kirche Maria Königin des Friedens; 11 Uhr: Weinstände sind geöffnet; 12.30 Uhr: Festzug der Sankt Sebastianus-Junggesellen-Schützenbruderschaft 1604 mit Rollender Weinprobe, Bacchus und Fähndelschwenken am Seniorenzentrum Sankt Katharina und am Weinbrunnen. Auftritt des Ordenskapitels und der Tanzgarden aus dem Siebengebirge; 15.30 Uhr: „Schöd um Laeg“ sorgt für Stimmung; 17.30 Uhr: Tanz und Unterhaltung mit der „Tom Browne Band“.
Montag, 3. Oktober: 10 Uhr: Messe in der Kirche Maria Königin des Friedens; 10.45 Uhr: Schwenkzug der Junggesellen-Schützenbruderschaft Königswinter; 11 Uhr: Öffnung Weinstände; 15 Uhr: Unterhaltung mit Straßenmusiker Melchi Vepouyoum, 17.30 Uhr: Fähndelschwenken im Weindorf zu Ehren der Königswinterer und Gäste. oro