Historischer Besuch in einem historisch bedeutsamen Jahr: Erstmals verweilten die Ritter vom Siebengebirge auf dem Wintermühlenhof der Familie Streve-Mülhens Achenbach - und dies in dem Jahr, in dem ein für das Unternehmen wichtige Doppeljubiläum ansteht: Am 13. Juli 1883 startete die Jungfernfahrt der Drachenfelsbahn und am 13. Juli 1923 vereinigte 4711-Duftwasserfabrikant Ferdinand Mülhens, der im Jahr zuvor Ehrenbürger Königswinters geworden war, die Petersberger und die Drachenfelser Zahnradbahn unter dem Begriff Bergbahnen im Siebengebirge AG“.
Sowohl vor 140 als auch vor 100 Jahren lag das Ereignis auf einem Freitag, dem Dreizehnten. Aber dies stellte sich nicht als böses Omen heraus. Die Drachenfelsbahn erfreut sich großer Beliebtheit, ist ein wichtiger Pluspunkt des Tourismus im Siebengebirge. Und am 13. Juli soll das Ereignis gefeiert werden. Den Rittern steht das Lokomobil der Drachenfelsbahn, mit dem Rundfahrten durch die Altstadt möglich sind, beim alljährlichen Festzug am Winzerfestsonntag zur Verfügung. Dann kann das Ordenskapitel in dem mit Blumen geschmückten Bimmelbähnchen Platz nehmen und dem Publikum zuwinken.
Diesmal machten sich die Ritter allerdings zu Fuß auf den Weg. Sie spazierten durch den Oberpark des Anwesens am Fuße des Petersberges, das seit rund 180 Jahren das Domizil der Familie Streve-Mülhens ist. Zunächst erläuterte aber Fiona Streve-Mülhens Achenbach, Mitgeschäftsführerin der Gut Wintermühlenhof GbR und der Bergbahnen im Siebengebirge GmbH, die Entwicklung des Wintermühlenhofes und die heutige Nutzung der umgebauten vierflügeligen Hofanlage, auf der heute 36 Parteien leben und arbeiten und die als Mieter ebenfalls den romantischen Park nutzen dürfen.
Ihre Vorfahren, die in Köln das Duftwasser 4711 herstellten, hatten das Areal als ländlichen Sommersitz erworben. Es war ein Hochzeitsgeschenk in einer Zeit, als es bei den wohlhabenden Unternehmern Kölns en vogue war, in romantischer Idylle ein Refugium zu haben. Das Terrain am Fuße des Petersberges, vor der Säkularisation zum Kloster Heisterbach gehörend, bot sich an. Erst Ferdinand Mülhens aus der nächsten Generation ließ 1886/87 das ursprüngliche Gebäude zum Herrenhaus in seiner heutigen Form im neugotischen Stil umfangreich umund ausbauen. Dafür hatte er den bekannten Architekten Gerhard Franz Langenberg gewonnen, der auch Schloss Drachenburg und die Hirschburg errichtet hatte.
Fiona Streve-Mülhens Achenbach, die in dem Haus großgeworden war, und ihr Mann Peter hatten das Herrenhaus im letzten Jahrzehnt in zwei Renovierungsphasen für sich hergerichtet und ihren Wohnsitz hier genommen.
Ferdinand Mülhens hatte Anfang des 20. Jahrhundert auch den Landschaftspark vom Honnefer Architekten Ottomar Stein im englischen Stil entwerfen lassen. Die spätromantische Idylle mit Brücke, Wasserläufen, Teich, Weiher-Halle und Tempelarchitektur inmitten der wuchernden Natur beeindruckte die Mitglieder des Ordenskapitels ungemein. Und die „schrägen Vögel“ aus feinem Glas der auf dem Wintermühlenhof residierenden Borowski Gallery, die für die Ritter vom Siebengebirge leuchteten, setzten einen besonderen Akzent in dem verwunschenen Oberpark. Alles, was in ihrem Herrschaftsgebiet, dem Siebengebirge, kreucht und fleucht, tummelt sich auch hier im Park. Von der Gastgeberin erfuhren die Ritter, wie der Park gepflegt wird und dass der Wintermühlenhof sogar sein eigenes Wasser hat.
Apropos Wasser. Lothar Vreden, ebenso wie Wilbert Fuhr Sprecher des Ordenskapitels und heimatgeschichtlich außerordentlich bewandert, erinnerte an das große Unwetter auf den Tag genau 120 Jahre zuvor, als auch der Wintermühlenhof stark betroffen war. Und Ritter Lothar bat die Hausherrin, in die Annalen zu schreiben: „Heute ist eine Vielzahl von Rittern derer vom Siebengebirge hiergewesen.“
Auf die Terrasse des Herrenhauses mit Blick in den Unterpark hatte Fiona Achenbach mit Ehemann Peter und Sohn Nicholas zu einem Umtrunk eingeladen, Auch der Senior, Dieter Streve-Mülhens, stieß zu der Gesellschaft hinzu. Und Ritter und Winzermeister Josef Blöser aus Oberdollendorf berichtete über die Verbindungen zwischen Wintermühlenhof und heimischen Winzern. Rebsorten und Weinqualitäten lieferten dann ebenso wie der Wintermühlenhof reichlich Gesprächsstoff.
Schließlich: Der Orden, der 1960 gegründet wurde, schlägt alljährlich zum Winzerfest einen verdienten Königswinterer zum Ritter vom Siebengebirge. oro