Den ungeliebten Job hinschmeißen, um den Kopf frei für Neues zu haben: Ob das für einen selbst der richtige Weg ist, sollte man am besten vor einer Kündigung herausfinden

Kündigen ohne neuen Job? Was bei der Entscheidung hilft

Wer vom Job frustriert ist, denkt häufig über eine Kündigung nach. Zuvor sollte man aber einige Punkte klären. FOTO: DANIEL DE LA HOZ//GETTY IMAGES

Wer unzufrieden mit dem derzeitigen Job ist, denkt vielleicht daran, diesen zu kündigen, ohne eine neue Stelle in Aussicht zu haben. Doch bevor man eine solche Entscheidung trifft, sollte man sich selbst einige Fragen stellen – und ehrlich beantworten.

Der Kölner Karriereberater Bernd Slaghuis rät in einem Blog-Beitrag auf Xing, sich die folgenden vier Fragen zu stellen:

1. Bin ich wirklich schon bereit, an meiner Zukunft zu arbeiten?
Das erfordere Slaghuis zufolge nämlich „die mentale Bereitschaft“, über die Ziele der nächsten Jahre und möglichen Schritte dorthin nachzudenken.

Vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die in ihrem Beruf frustriert sind, falle es allerdings schwer, ihre Gedanken hin zu einer neugierigen und motivierenden Sicht auf das Morgen zu lenken. In diesem Fall könne es sinnvoll sein, zunächst Abstand von der aktuellen Situation zu gewinnen, bevor man etwas Neues startet – und sich mit einer Kündigung eine Auszeit zu verschaffen.

Bei anderen Beschäftigten reiche hingegen bereits eine gezielte Veränderung der eigenen Einstellung zur aktuellen Tätigkeit aus, um die nötige Distanz zu gewinnen, so Slaghuis.

2. Wie viel Zeit habe ich für Jobsuche und Bewerbung?
Eine erfolgreiche Bewerbung ist häufig mit einigem Aufwand verbunden – von der Suche nach passenden Stellen bis zu Bewerbungsgesprächen. Fehlt es im derzeitigen Job an den nötigen Freiräumen dafür, könne es sinnvoll sein, bewusst zu kündigen – und sich voll und ganz auf die Neuorientierung zu konzentrieren.

Sei man sich hingegen sicher, dass einem nach einer Kündigung zu Hause die Decke auf den Kopf fallen wird, sei es besser, zunächst im bisherigen Job zu bleiben, rät Slaghuis. Und sich dort bewusst jene Freiräume zu schaffen, die für Jobsuche und Bewerbung benötigt werden, etwa indem man keine Überstunden sammelt.

3. Welchen Zeitraum kann ich finanziell entspannt überbrücken?
Bevor man ohne neuen Job in der Hinterhand kündigt, sollte man sich konkret ausrechnen, welche Rücklagen man hat, wie hoch die laufenden Ausgaben sind – und auf was man für eine gewisse Zeit vielleicht verzichten könnte.

Denn wer selbst kündigt, muss üblicherweise mit einer zwölfwöchigen Sperrzeit rechnen, während der kein Anspruch auf Arbeitslosengeld besteht. Kommt man dennoch die nächsten sechs bis neun Monate einigermaßen sorgenfrei ohne volles Gehalt über die Runden, kann eine Kündigung eine Option sein.

„Wen die finanzielle Situation bei Eigenkündigung ohne neue Stelle zu sehr unter Druck und bei der Jobentscheidung unter Zugzwang setzt, der sollte besser parallel zum aktuellen Job nach Stellen suchen“, rät Slaghuis. Denn Druck sei kein guter Ratgeber bei Jobentscheidungen. Kraft für die anstehende Bewerbungsphase tankt man dann womöglich besser anderweitig, etwa durch einen Urlaub.

4. Wie ist meine Haltung als Jobwechsler und Bewerber?
Empfindet man selbst die entstehende Lücke im Lebenslauf als „Schandfleck“, ist es womöglich keine gute Idee, ohne neuen Job zu kündigen. Denn spätestens bei der Frage im Bewerbungsgespräch, warum man die letzte Stelle freiwillig an den Nagel gehängt hat, werde sich dann „der Angstschweiß“ auf der Stirn breitmachen, so Slaghuis. “Wer sich für die Kündigung ohne neuen Job entscheidet, der sollte dies mit dem Bewusstsein tun, dass dieser Schritt mit bestem Wissen aus heutiger Sicht eine persönlich gute Entscheidung ist“, rät der Karriereberater in dem Beitrag, „und auch Dritten gegenüber dazu stehen“. dpa