VON EVA NEUTHINGER
Die Zinsen steigen. Die Zeit der Negativzinsen bei den Banken auf Einlagen ist vorbei. Das ist erst einmal eine gute Nachricht für Sparwillige. Allerdings besteht auf der anderen Seite aufgrund der Inflation, dem Krieg oder der Energiekrise hohe Unsicherheit. Nach dem aktuellen Anlegerbarometer des Marktforschungsinstituts Forsa im Auftrag von Union Investment zeigen sich mit Blick auf die weitere Entwicklung ihrer persönlichen Situation fast 40 Prozent der Bundesbürger pessimistisch - weit mehr als im letzten Quartal. Damals waren es noch 16 Prozent. Trotzdem sind drei Viertel der Deutschen weiterhin in der Lage, regelmäßig Geld zurückzulegen. Viele sind mit monatlich 100 bis 250 Euro dabei.
Am attraktivsten finden die Deutschen Anlagen in Immobilien (72 Prozent), gefolgt von Betriebsrenten (60 Prozent). Immerhin fast die Hälfte der Befragten interessiert sich trotz der Turbulenzen an den Börsen für Investmentfonds. Das Sparbuch fällt dagegen zurück. Nur etwas mehr als 10 Prozent der Teilnehmer und Teilnehmerinnen denken noch daran, hier ihre Ersparnisse zu horten.
Ganz egal, wie investiert wird: Momentan ist es nicht leicht, die Geldanlage zu optimieren. Prognosen sind schwierig. Dennoch können Anleger einige Regeln beachten, um für sich möglichst viel herauszuholen.
1. Flüssig bleiben
Sparer sollten sich schon heute auf mögliche Nachzahlungen für Energie im Haushalt vorbereiten. Es schadet nicht, momentan mehr Cash vorzuhalten als zuvor. Vor allem, wer neue Anschaffungen plant, sollte die Inflation im Blick haben und entsprechende Rücklagen kurzfristig verfügbar haben.
2. Bei Immobilien aufpassen
Die Finanzierungszinsen steigen, ebenso die Baukosten. Das Umfeld für Anlagen in Betongold hat sich verschlechtert. Investoren müssen mit einer höheren monatlichen Belastung für Zins und Tilgung rechnen als bisher.
3. Mit Dividendenaktien das Risiko senken
Dividendenaktien können ein Portfolio absichern. Sie haben für die Anleger den Vorteil, dass sie als Aktionäre von Ausschüttungen der Unternehmen profitieren und gleichzeitig an der Entwicklung des Kapitalmarktes teilhaben. Anleger können mit den jährlichen Dividenden ihr Haushaltsbudget verbessern. Oder sie legen alternativ das Geld wieder an, um sich weitere Chancen am Kapitalmarkt zu sichern. Experten gehen davon aus, dass sich die klassischen Dividendenaktien gut aufgestellter Unternehmen - der so genannten Dividenden-Aristokraten - weiterhin positiv entwickeln.
4. Gold halten
Gold steht in dem Ruf, in Krisenzeiten tendenziell zu gewinnen. Es kann als eine Art Versicherung gegen mögliche Aktiencrashs dienen. Gold bringt aber keine Zinsen. Die Rendite hängt allein am Preis. Rund fünf bis zehn Prozent Goldanteil im Depot gehen nach Auffassung von Anlageexperten in Ordnung.
5. Anleihen in Erwägung ziehen
Während der Niedrigzinsphase frustrierten Staatsanleihen. Mit den weltweiten Zinserhöhungen wird es besser - wenn auch nicht übermäßig lukrativ. Bei Schuldverschreibungen mit moderaten Risiken können Anleger mit zwei bis knapp über drei Prozent Rendite momentan kalkulieren. Je nachdem, ist aber noch ein Währungsrisiko einzukalkulieren. Der Dollar-Euro-Kurs zum Beispiel unterliegt derzeit starken Schwankungen.
Unabhängig von der Wahl der Anlage: ,,Geldanleger sollten einen vernünftigen Zeithorizont wählen", sagt Mirko Kohlbrecher, Investmentstratege der Vermögensverwaltung Spiekermann & Co. in Osnabrück. Als Faustregel nennt er zum Beispiel für Aktienanlagen 10 Jahre als Mindestwert. „Das ist vielen Anlegern zwar klar, dennoch schwenken die meisten zu einer sehr kurzfristigen Betrachtung um, wenn es an den Börsen beginnt zu wackeln", so Kohlbrecher. Er empfiehlt, Korrekturen an den Märkten als unvermeidbar zu akzeptieren. ,,Aus unserer Sicht besteht aktuell kein Grund zur Panik,", so der Experte. Er rät, einen eingeschlagenen Anlageweg im Zweifel weiter zu verfolgen - außer die Lebensumstände sprechen dagegen. ,,Die Chancen, das Ziel zu erreichen, sind so höher als wenn Anleger ständig hin und her wechseln", meint Kohlbrecher.
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Energiespartipp des Tages
Wer einen Untertischspeicher oder elektronischen Durchlauferhitzer hat, kann noch etwas extra sparen: Indem er die Grundeinstellung der Wassertemperatur auf 60 Grad herunterregelt.
Das kann eine Ersparnis von gut zehn Prozent für solche Geräte zur Folge haben, so die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online. Ausreichend warmes Wasser zum Waschen, Duschen und Baden hat man trotzdem noch. Angenehmes Bade- und Duschwasser hat in der Regel nur rund 40 Grad. Weniger als 60 Grad Grundtemperatur sollten es aber nicht sein: Erst diese Temperatur lässt gesundheitsgefährdende Bakterien, die Legionellen, absterben. dpa