Nach einer verkorksten Spielzeit, in der der Traditionsverein nur knapp dem Abstieg in die Landesliga entging, will Fußball-Mittelrheinligist Siegburger SV 04 wieder durchstarten. Dafür legten die Verantwortlichen der Blau-Weißen in der Sommerpause die Grundlagen - allen voran der neue starke Mann Mehmet Dogan, der erst vor rund zwei Monaten das Amt des Sportlichen Leiters übernahm.
Kreisstädter verschlissen in der Vorsaison drei Trainer
Dem 39-Jährigen, der viele Jahre als Spieler und Funktionär die Geschicke beim VfL Alfter bestimmte, gelang es, die Kreisstädter im Endspurt der abgelaufenen Saison wieder auf Kurs zu bringen und mit dem Team den Klassenerhalt zu feiern. Im Endspurt einer Saison, die den Siegburgern einen zweifelhaften Rekord bescherte: Mit Bünyamin Kilic, Thomas Klimmeck und dem früheren Profi Alexander Voigt verschlissen sie gleich drei Trainer.
Mittelfristig hat Dogan freilich andere Pläne: den einstigen Oberliga-Vorzeigeverein von der Sieg nach vielen Jahren des sportlichen Darbens wieder an die Spitze zu bringen. Ziel der Blau-Weißen ist es, in drei bis vier Jahren um den Regionalliga-Aufstieg zu kämpfen.
„Wir haben nach dem Klassenerhalt gesagt, dass wir eine Mannschaftzusammenstellen wollen, die - gemischt mit jungen, aber durchaus schon erfahrenen Spielern - einen einstelligen Tabellenplatz belegen kann. Das ist uns gelungen“, sagt Dogan. Er sieht genügend Potenzial, um Platz sechs mitspielen zu können.
Nach Torwart Michael Vogel (30) ist Tarik Dogan, Zugang vom FC Hennef, mit 26 Jahren der älteste Akteur im Aufgebot. Der Innenverteidiger bringt Erfahrung aus mehr als 140 Mittelrheinligaspielen mit. Ebenfalls aus Hennef kommen der quirlige Angreifer Bilal El Morabiti und Abwehrspezialist Jordan Ramirez.
Sportlicher Leiter
Nachdem sich Landesliga-Toptorjäger Timo Balte, der zuletzt für den VfL Alfter 31-mal erfolgreich war, in der Vorbereitung einen Kreuzbandriss zuzog und somit die Hinrunde verpassen wird, verpflichteten die Kreisstädter mit Elvin Jashari (20) vom Oberligisten SC Paderborn II ein weiteres Sturmtalent. Vom letztjährigen Kader blieben lediglich sechs Feldspieler übrig.
Dem neuen Coach Lino Sanchez Copano, der zuvor in der Jugendabteilung des Bonner SC trainierte und für den Siegburg seine erste Station als Seniorentrainer bedeutet, wurde für die kommende Spielzeit also ein schlagkräftiger Kader ohne Altlasten zur Verfügung gestellt. Sanchez Copano soll gemeinsam mit dem erfahrenen ehemaligen Profi Adama Niang die Weichen für die Zukunft stellen.
Kritische Stimmen, die dem Trainer mangelnde Erfahrung im Seniorenbereich bescheinigen, ignoriert Dogan: „Ich höre dies gefühlt jeden Tag. Aber mal ehrlich, wir müssen doch jungen Trainern eine Chance geben, sich zu beweisen. Ich bin überzeugt, dass Lino seinen Weg machen wird.“
Dieser Weg soll nicht nur erfolgreich sein, sondern auch Konstanz bringen. „Wir wollen wegkommen von der hohen Spielerfluktuation der letzten Jahre, hin zu einem Kader, den wir kontinuierlich verstärken können“, betont der Sportliche Leiter. Unter dieser Prämisse hat er das Team zusammengestellt.
Mittelfristig soll die Regionalliga ins Visier genommen werden, dafür werden nicht nur sportlich die Weichen gestellt. Wolfgang Salgert, 2. Vorsitzender des SSV und Hauptsponsor, hat große Pläne.
So soll in den nächsten Jahren das in die Jahre gekommene Walter-Mundorf-Stadion für die Viertklassigkeit tauglich gemacht werden. „Salgert kümmert sich jeden Tag um den SSV 04, erlebt den Verein“, gerät Dogan ob der engen Zusammenarbeit fast ins Schwärmen.
Sein Blick richtet sich aber zunächst auf die kommende Saison: „Wir wollen guten, attraktiven Fußball zeigen und die Siegburger wieder ins Stadion holen.“
Der Kader
Michael Vogel ist mit 30 Jahren nicht nur der älteste Spieler des Siegburger SV 04, sondern auch der mit der längsten Kaderzugehörigkeit. Der aus der eigenen Jugend stammende Torwart wurde später beim 1. FC Köln ausgebildet und kehrte zur Spielzeit 2016/2017 von Viktoria Köln zu den Kreisstädtern zurück. Er bestritt 143 Mittelrheinligaspiele für die Siegburger.
Mit Kaita Asano, dem Bruder des Nationalspielers und Flügelstürmers des Bundesligisten VfL Bochum, Takuma Asano, sowie Keita Kinoshita und Daiki Kamo laufen demnächst drei Japaner für die Kreisstädter auf. Als vierter Asiate soll Juyong Jo (Südkorea) im rechten Mittelfeld für Wirbel sorgen. bl
Zugänge: Tarik Dogan, Jordan Ramirez, Bilal El Morabiti (alle FC Hennef), Ishak Adahchur, Ismael Maloko, Alexander Tackie Sai (alle Bonner SC), Stefano Alicata, Timo Balte (beide VfL Alfter), Jens Fikisi (TB Berlin), Elias Bosbach (FC BW Friesdorf), Yannick Zierden (CfB Ford Niehl), Elvin Jashari (SC Paderborn II), Noah Tomson, Michael Ojesanmi (beide Bonner SC U19), Till Weingarten (Fortuna Düsseldorf U19).
Abgänge: Matthias Wyberek, Tarik Suleiman (beide TuS Koblenz), Taira Tomita (FC Pesch), André Klug, Yaman Hasal, Ardit Maloku, Musashi Fujiyoshi, Kotaro Nakanishi, (alle Ziel unbekannt), Christopher Mai, Michael Hermanni (beide FSV NeunkirchenSeelscheid), Mehdi Reichert, Tom Isecke (beide FC Hürth), Hendrik Strobl (Bonner SC), Joël Kouekem (SV Bergisch Gladbach), Julian Fälber (TuS Mondorf), Sven Brand (FV Bad Honnef).
Trainer: Lino Sanchez Copano (Bonner SC Junioren) für Gerd Schmidt (Interimscoach).
Tor: Michael Vogel, Valentin Manzenreiter, Ben Esser, Jens Fikisi.
Verteidigung: Tarik Dogan, Keita Kinoshita, Burak Koyuncu, Ismael Maloko, Jordan Ramirez, Nils Stephan, Till Weingarten.
Mittelfeld und Angriff: Ishak Adahchur, Stefano Alicata, Kaito Asano, Elias Bosbach, Bilal El Morabiti, Hussein Hammouda, Juyong Jo, Daiko Kamo, Noah Tomson, Yannick Zierden, Timo Balte, Elvin Jashari, Sam-Calvin Kisekka, Michael Ojesanmi, Alexander Tackie Sai.
VON LUDOVIC BÜRLING
