Nach dem Aufstieg hat sich beim FV Endenich viel verändert - Der Kader wurde komplett umgekrempelt

FV Endenich: Keine Fahrstuhlmannschaft

FV Endenich: Sportlicher Leiter Abdsamad Amraoui, stellvertretender Vorsitzender Hansi Langen, Leonardo Dos Santos, Emirhan Özen, Fabio Manuel Dias, Hannes Viehweger, Abdellah Laouamera, Mustafa Podvorica, Ertugrul Ünal, Gian Luca Todaro, Physiotherapeut Frederik Hartung, Co-Trainer Ilias Saidi. Sportdirektor Markus Köppe, Trainer Dennis Ochs, Vorsitzender Bernd Trimborn, Maximo Valente, Sekou-Cheick Condé, Bonna Dembele, Milen Manchev, Florent Sylaj, Maxim Ngom, Jan Kevin Kumuini, Ibis Renda, Torwarttrainer Marcel Malzahn, Vereinslegende Hans Müller, Betreuer Wolfgang Overath. Abdenbi Oubelkhiri, Taras Holyk, Selcuk Kaban, Marco Höck, Malte Eisberg, Suheil Zeddoug, Philipp Johannes Breuer, Daniel Schaal, Ko Tachibana, Beckly Gwe Foten. FOTO: HEMPEL

Die vergangene Spielzeit endete für den FV Endenich mit dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Zum ersten Mal stieg das Team von Trainer Dennis Ochs in die fünfthöchste Spielklasse auf. Doch dieser Erfolg bringt auch Herausforderungen und Veränderungen mit sich. „Wir gehen als klarer Außenseiter in die Saison“, sagt Ochs. „Unser Ziel ist der Klassenerhalt. Den wollen wir mit aller Macht realisieren, egal wie.“

Der Kader wurde komplett umgekrempelt

Dafür hat die sportliche Leitung den bestehenden Kader in der Sommerpause kräftig umgekrempelt. 13 Abgängen stehen 14 Neuverpflichtungen gegenüber. Ochs begründet die tiefgreifenden Veränderungen im Kader mit den gestiegenen Anforderungen der neuen Spielkasse. „Uns ist bewusst, dass der Abstand zwischen Landes- und Mittelrheinliga schon mal geringer war“, betont der 36-Jährige.„ Der größte Unterschied ist die Geschwindigkeit, alles passiert in einem viel höheren Tempo.“

Ochs plant daher, den Spielstil seiner Mannschaft grundlegend zu verändern. Traten die Endenicher in der vergangenen Spielzeit noch häufig sehr dominant auf und zwangen die Gegner bereits tief in deren eigener Hälfte zu Fehlern, so möchte der Coach sein Team nun deutlich verhaltener auftreten lassen. Umschaltmomente aus einem gut organisierten Defensivverbund sollen das neue bevorzugte Mittel werden.

„Wir müssen uns anpassen“, erklärt Ochs. „Denn bei Testspielen gegen Mittelrheinligisten in der zurückliegenden Saison haben wir bereits die Anforderungen kennengelernt. Wir dürfen nicht so naiv sein zu glauben, dass unser dominanter Stil auch auf die Mittelrheinliga übertragbar ist.“

,,Wir dürfen nicht so naiv sein zu glauben, dass unser dominanter Stil auch auf die Mittelrheinliga übertragbar ist“
Dennis Ochs
Trainer

Die Abgänge wiegen ebenfalls schwer. Mit Jan Euenheim, Volkan Kartal und Filip Timov verlieren die Endenicher drei gefährliche Offensivspieler. In der Defensive muss Ochs das Team nach dem Abgang von Patrick Warning, den es zum Ahrweiler BC in die Rheinlandliga zieht, ebenfalls zumindest geringfügig verändern.

„Neben unserer jungen Garde benötigen wir definitiv auch erfahrenere Kicker, die in schwierigen Situationen vorangehen können“, betont Ochs. Ein solcher Spieler soll Daniel Schaal werden. Den 29-jährigen Verteidiger kann man getrost als Königstransfer bezeichnen. Schaal spielte zuletzt für das amerikanische Collegeteam Barry University in Miami. Des Weiteren stehen Stationen beim Bonner SC, SC Verl sowie in der Zweitvertretung des 1. FC Köln in seiner sportlichen Vita. Insgesamt bringt Schaal die geballte Erfahrung von 126 Spielen in der Regionalliga mit an die Röckumstraße. „Von Daniel erhoffen wir uns, dass er sofort Verantwortung auf dem Platz übernimmt. Mit seiner Erfahrung kann er unseren Spielern mit Sicherheit direkt weiterhelfen“, freut sich Ochs über die Verpflichtung.

Verantwortung auf dem Platz übernehmen soll auch das verbliebene Grundgerüst der vergangenen Spielzeit. mit Leonardo dos Santos, Ertugrul Ünal und Kapitän Abdenbi Oubelkhiri. Vor allem Oubelkhiri hat einen steilen Aufstieg hinter sich.

Kapitän Oubelkhiri Beispiel für stetige Weiterentwicklung

Spielte der 22-Jährige vor seinem Wechsel nach Endenich noch in der Kreisliga A beim ASV Sankt Augustin und Marokkanischen SV Bonn, entwickelte sich der Mittelfeldspieler stetig weiter und wird nun, knapp drei Jahre später, als Mannschaftskapitän in der Mittelrheinliga auflaufen. „Oubelkhiri ist ein ganz zentraler Spieler“, stellt Ochs klar. „Aber auch er muss jetzt demütig bleiben und hart an sich arbeiten. An das neue Niveau muss er sich auch als Kapitän erst gewöhnen.“

Alle Verantwortlichen beim FV Endenich wissen freilich nur allzu gut, dass viele Dinge funktionieren müssen, wenn der Klassenerhalt geschafft werden soll. Die Neuverpflichtungen müssen schnell integriert werden, die Mannschaft wird in engen Begegnungen mit Sicherheit auch auf das berühmte Quäntchen Glück angewiesen sein. „Aber wir glauben daran, dass wir an einem guten Tag jeden Gegner in dieser Liga ärgern können. Auf gar keinen Fall wollen wir eine Fahrstuhlmannschaft werden“, betont Amraoui.

,,Unsere Umkleiden sind in einem maroden Zustand. Wir sind auf die Hilfe der Stadt angewiesen“
Abdsamad Amraoui
Sportlicher Leiter

Doch die Endenicher plagen noch ganz andere Sorgen. So ist die Infrastruktur bei dem Club überhaupt nicht mit der anderer Vereine auf diesem fußballerischen Niveau zu vergleichen. Die größten Probleme bereiten den Verantwortlichen aktuell die Kabinen. „Unsere Umkleiden sind in einem ziemlich maroden Zustand“, sagt Amraoui. „Wir sind auf die Hilfe der Stadt angewiesen. Auch die Schiedsrichterkabinen machen uns großen Kummer. Der Raum hat nicht einmal ein Fenster.“

Amraoui möchte in den nächsten Jahren verstärkt auf die eigene Jugend setzen. Momentan aber sei das nicht möglich. Wir haben zwar mittlerweile wieder eine A-Jugend, aber das Niveau ist sehr überschaubar. Im Moment verpflichten wir die jungen Spieler immer aus externen Vereinen“, gibt der Sportliche Leiter zu.

Das Projekt sei ein Langzeitprojekt. In der Tat spielen beim FVE derzeit lediglich zwei Nachwuchsmannschaften höher als Kreisliga, kein einziges Juniorenteam ist in einer Spielklasse auf Verbandsebene zu finden.

„In diesem Punkt haben wir natürlich noch eine Menge Nachholbedarf, aber das Potenzial des Standorts Endenich ist absolut vorhanden“, meint Amraoui und gibt sich kämpferisch.

VON CONSTANTIN GRAF