Aus der Meistermannschaft des FC Hennef 05 sind nur „anderthalb“ Spieler übrig geblieben - Zwei Kicker wechseln in die Regionalliga

FC Hennef 05: Totaler Neuanfang

FC Hennef 05: Ole-Johann Lichter, Leon Mani, Kai Yannik Schusters, Sidar Ali Simsik, Alihan Zor, Teruki Nakano, Dannyking Kafunda, Joel Heuter, Mouad Zaki, Eren Cubukcu. Trainer Fatih Özyurt, Co-Trainer Frank Süs, Mannschaftsbetreuer Thomas Henseler, Dennis Eck, Burak Mus, Sportlicher Leiter Jürgen Thomas, Vorsitzender Martin Gerards, Präsident Clemens Wirtz, Stadionsprecher Norbert Maibaum. Benny Boboy, Leo Camara, Tobias Berger, Hajdar Shala, Justin Strauch, Max Blönigen, Adrian Asani, Aron-Ingi Andreasson, Takamu Yamahara, Oshoma Ichue. FOTO: BRÖHL

Als Außenseiter in die Saison 2022/2023 gestartet, krönte sich der FC Hennef 05 am letzten Spieltag mit einem 2:0-Erfolg beim FC Wegberg-Beeck nach einer überragenden Spielzeit zum verdienten Meister der Fußball-Mittelrheinliga - das Ticket für die Regionalliga West war gelöst.

Knapp acht Wochen später steht der Verein vor einem totalen Neuanfang. Es gibt mehrere Gründe, die dazu führten. Der gewichtigste: die angespannte Finanzlage, die die Verantwortlichen um den Präsidenten Clemens Wirtz und den Vorsitzenden Martin Gerards dazu zwangen, drastische Etatkürzungen zu tätigen, um die Wirtschaftlichkeit des Gesamtvereins nicht zu gefährden.

Zwei Kicker wechseln in die Regionalliga

Rückblende: Eine Woche nach dem Gewinn der Mittelrheinmeisterschaft verkündet der FC Hennef 05, der nach dem Ableben des Hauptsponsors Anton Klein bis zuletzt vergeblich hofft, neue Geldgeber zu finden, seinen Verzicht auf den Aufstieg in die Viertklassigkeit. Zu diesem Zeitpunkt steht bereits fest, dass sowohl der Trainer Sascha Glatzel als auch der Sportliche Leiter Dirk Hager nach insgesamt sechseinhalb Jahren den Verein verlassen werden - auf dem Höhepunkt des Erfolges.

Dies und nicht zuletzt lange das Zaudern der Verantwortlichen bei der Entscheidungsfindung „Aufstieg oder nicht Aufstieg“ führen dazu, dass sich zahlreiche Spieler ebenfalls bereits anderweitig orientiert haben. Am Ende verlässt fast die komplette Meistermannschaft den Verein. Erstaunlich allerdings: Lediglich zwei Spieler, Masahiro Fujiwara (Holstein Kiel U23) und Takahito Ohno (FC Wegberg-Beeck), spielen in der nächsten Spielzeit höherklassig in der Regionalliga.

„Als mich Martin Gerards fragte, ob ich mir vorstellen könnte, eine Position beim FCH zu übernehmen, dachte ich zunächst an eine repräsentative Aufgabe“, lacht Jürgen Thomas, der seit 15 Jahren erfolgreich bei den Alten Herren der Rot-Weißen kickt. Gerards hat ihm allerdings eine ganz andere Rolle zugedacht: nämlich die des Sportlichen Leiters als Nachfolger von Dirk Hager.

,,Wir haben Wert darauf gelegt, dass die Jungs entweder eine Hennefer Vergangenheit haben oder aus der näheren Umgebung kommen“
Jürgen Thomas
Sportlicher Leiter

Der „Quereinsteiger“ Thomas musste in dieser Funktion gemeinsam mit dem neuen und gut vernetzten Trainer Fatih Özyurt innerhalb kürzester Zeit einen neuen Kader zusammenstellen. „Realistisch betrachtet konnten wir nur anderthalb Spieler halten, die in der vorigen Saison zu den Stammkräften gehörten“, sagt der 52-Jährige, nachdem sich auch die Hoffnungen auf den Verbleib von Routinier Robin Schmidt und Abwehrspezialist Jordan Ramirez zerschlugen.

Übrig blieben - Stand-by-Spieler Dennis Eck mal ausgeklammert - Burak Mus, der seit 2018 in Hennef spielt und zugleich mit 26 Jahren der älteste Akteur im neuen Kader ist, sowie Aron Andreasson. Dabei gilt der frühere isländische U19-Nationalspieler als der„halbe Spieler“, da er nach einer schweren Verletzung erst in der Endphase der vorigen Saison zum Kader stieß. Obwohl erst 23 Jahre alt, soll Andreasson gemeinsam mit Mus die neue Mannschaft anführen.

Insgesamt 16 Neuzugänge tragen ab sofort die Farben der Hennefer, wobei das Durchschnittsalter des Kaders knapp 22 Jahre beträgt. „Wir haben Wert darauf gelegt, dass die Jungs entweder eine Hennefer Vergangenheit haben oder aus der näheren Umgebung kommen. Denn das ist der Weg, den wir gehen wollen. Unsere Spieler sollen sich mit dem Verein identifizieren“, betont Thomas. „Dabei haben wir auch bewusst auf den einen oder anderen verzichtet, der vielleicht ein paar Prozent mehr Qualität gehabt hätte“, ergänzt Özyurt, der den neuen Weg als „spannendes Projekt“ bezeichnet.

,,Uns ist bewusst, dass wir Nackenschläge hinnehmen müssen und ab und an eins auf die Mütze bekommen werden“
Fatih Özyurt
Trainer

Dieser Weg könnte freilich hart und steinig werden, denn bis zum Saisonstart gegen den Titelfavoriten Bonner SC blieb kaum Zeit, sich einzuspielen, Laufwege kennenzulernen sowie Abläufe zu verinnerlichen. Özyurt und Thomas wissen das sehr wohl: „Wir werden der Mannschaft keinen Druck auferlegen“, sagen sie unisono. Fakt ist: „Wir wollen in Hennef etwas Neues aufbauen, das braucht Zeit. Aber wir wollen auch in den nächsten Jahren Mittelrheinligafußball spielen“, lässt sich Thomas entlocken.

„Die Mannschaft hat eine Menge Potenzial. Uns ist jedoch bewusst, dass wir Nackenschläge hinnehmen müssen und ab und an eins auf die Mütze bekommen werden“, weiß Özyurt, der den Vergleich mit dem Boxen heranzieht. „Viele Boxer werden niedergeschlagen, aber sie gehen nicht k.o. Ich bin gespannt, worüber wir in drei Monaten sprechen.“

VON LUDOVIC BÜRLING