Trotz Abstieg und Insolvenzverfahren ist es dem FC BW Friesdorf gelungen, eine Mannschaft zusammenzustellen

FC BW Friesdorf aus Bonn: Torwart im Mittelpunkt

FC BW Friesdorf (hinten von links): Mark Kwarteng, Mohannad Saed Haj Mohamed, Jardel Miezi, Atilla Caliskanoglu, Jan Lucas Mowitz, Gedeon Tamfutu. Mitte: Betreuerin Gina Stanke, Co-Trainer Mykyta Kamenyuka, Mantvydas Tikstinskis, Dimytro Geyko, Argent Thaqaj, Yulian Bilousov, Tolga Kahveci, Trainer Mijo Bilanovic, Trainer Thomas Huhn. Vorn: Oumar Balde, Ensar Taskiran, Kota Kudo, Sami Berhausen, Sergiy Lukash, Hakim Koulali, Ilias Bennoune, Alexander Begiashvili, Kordian Siginski, Mouhanad Aldakak. FOTO: HEMPEL

Die Nachricht schlug hohe Wellen in Bonn und der Region. Anfang Juli gab der Blau-Weiß Friesdorf auf seiner Internetseite bekannt, dass in Absprache mit den ein „vor Vereinsmitgliedern sorglicher Insolvenzantrag“ gestellt worden sei. Der Verein sieht sich mit Schulden im höheren sechsstelligen Betrag konfrontiert. Dieser setze sich aus nicht geleisteten Sozialversicherungszahlungen in den Jahren 2014 bis 2018 zusammen, so die Verantwortlichen. Zum Zeitpunkt des Insolvenzantrages konnten die Verantwortlichen nicht einmal das gravierendste Szenario, nämlich eine Zerschlagung des gesamten Vereins ausschließen.

"Wir haben bewusst nach Spielern gesucht, die sich zu 100 Prozent mit dem Verein identifizieren und gemeinsam mit uns den Neuaufbau angehen wollen“

Thomas Huhn
Trainer

Ein paar Wochen später sieht die Welt wieder etwas rosiger aus. „Wir stehen in guten Gesprächen mit den Gläubigern und verfügen über einen erfahrenen Insolvenzverwalter. Der Spielbetrieb soll in der kommenden Saison uneingeschränkt stattfinden“, sagt der 2. Vorsitzende Helmut Göbel. Besonders zuversichtlich sind die Verantwortlichen, was die Jugendabteilung angeht, die laut Göbel über eine eigene Kasse verfügt und wirtschaftlich gesund ist.

Dennoch bleibt die finanzielle Situation angespannt. Kein Vorstandsmitglied aus der fraglichen Zeit besitzt noch eine Funktion beim Landesligisten. Nach Angaben der jetzigen Verantwortlichen hat jedoch nie eine Entlastung des damaligen Vorstandes stattgefunden.

Auch sportlich mussten die Friesdorfer in der abgelaufenen Saison viele Nackenschläge verdauen. Nach acht Jahren Mittelrheinliga stieg die erste Mannschaft in die Landesliga ab. Am Ende fehlten dem Team von Trainer Thomas Huhn vier Punkte zum rettenden Ufer. „Von der letztjährigen Mannschaft bin ich sehr enttäuscht“, erzählt Huhn. Dieser Abstieg war vollkommen vermeidbar. Es hat vor allem an Mentalität und Einsatz gefehlt.“

Nun soll alles besser werden, wenngleich Vorstand und Trainer vor einer Mammutaufgabe stehen. Denn aus dem Kader der Vorjahrestruppe sind lediglich vier Akteure geblieben, die übrigen Spieler haben den Verein verlassen. Huhn, der gleichzeitig auch Geschäftsführer des Vereins ist, wird künftig an der Seitenlinie von den beiden A-Lizenz-Trainern Mijo Bilanovic und Mykyta Kamenyuka unterstützt. Den dreien oblag die Aufgabe, trotz (logischerweise) sehr überschaubarer finanzieller Mittel dennoch ein konkurrenzfähiges Landesliga-Team zusammenzustellen.

Dafür haben die Verantwortlichen ein klares Anforderungsprofil erstellt. „Wir haben bewusst nach Spielern gesucht, die sich zu 100 Prozent mit dem Verein identifizieren, hungrig sind und gemeinsam mit uns den Neuaufbau angehen wollen“, erklärt Huhn.

Zumindest zahlenmäßig ist es den Friesdorfern bereits gelungen, einen Landesliga-Kader zusammenzustellen. 23 Spieler trainieren momentan an der Margaretenstraße. „Wir planen mit einem konstanten, festen Kader von 18 Mann“, sagt Huhn. „Die restlichen Spieler werden sich hoffentlich über die Saison an das Niveau Landesliga heranarbeiten.“ Weiterhin fehlen nach Angaben des Trainers ein zweiter Torwart sowie ein verlässlicher Stoßstürmer.

In Schlussmann Nummer eins setzen die Verantwortlichen allerdings umso größere Hoffnungen. Sergiy Lukash steht seit Anfang des Jahres im Tor des ehemaligen Mittelrheinligisten und hat in dieser Zeit überzeugt. Der 32 Jahre alte Ukrainer verfügt über Erst- und Zweitligaerfahrung in seiner Heimat. „Mit Sergiy haben wir mit Sicherheit einen absoluten Unterschiedsspieler im Kasten. Er wird uns wohl den einen oder anderen Punkt festhalten“, prophezeit Huhn.

"Wir stehen in guten Gesprächen mit den Gläubigern“

Helmut Göbel
2. Vorsitzender

Ansonsten aber gibt es noch große Fragezeichen. Nur wenige Kicker aus dem aktuellen Kader haben Landesligaerfahrung. Die neu formierte Mannschaft wird Zeit brauchen, sich zu finden. Auch die Vorbereitung verläuft bislang holprig. „Aber es geht bergauf“, betont Huhn. „Die Mannschaft hat Kampfgeist und ist lernwillig. Das gefällt uns bislang sehr.“

Als sportliches Ziel haben sich die Verantwortlichen gesetzt, möglichst frühzeitig den Klassenerhalt zu sichern, um Planungssicherheit für die darauffolgende Spielzeit zu haben.


Der Kader

Zugänge: Mark Kwarteng, Mohannad Saed Haj Mohamed, Antonio Bozic (alle SpVgWesseling-Urfeld), Sami Berhausen, Gedeon Tamfutu, Jan Lucas Mowitz (alle FV Endenich), Hakim Koulali, Mantvydas Tikstinskis (beide SV Wachtberg), Ensar Taskiran (FC Pesch), Atilla Caliskanoglu (FC Flerzheim), Kudo Koya (Japan), Mouhanad Aldakak (SSV Bornheim U19).

Abgänge: Fabian Djemail, Zakaria Harrach (beide SC Rheinbach), Petar Madunic, Aboubakar Sidiki Syl-la (beide SV Niederbachem), Kevin Wetschorek (FV Engers), Rostand Ndoumi-Kemadjou (SSV Bornheim), Jan Bringer (SC Fortuna Bonn), Elias Bosbach (Siegburger SV 04), Nicholas Caspar (TuS Oberpleis), Ibish Ibishi (1. FC Düren), Sami Akremi (Eintracht Hohkeppel), Lukas Litschel (VfB Wissen), Milen Manchev (FV Endenich), Beqir Vatovci (Hilal Maroc Bergheim), Can Catak (FC Hennef 05).

Trainer: Thomas Huhn, Mykyta Kamenyuka, Mijo Bilanovic. Tor: Sergiy Lukash. Verteidigung: Mouhanad Aldakak, Mark Kwateng, Mohamed Amin Azhamriue, Mantvydas Tikstinskis, Argent Thaqaj, Dmytro Heiko, Ensar Taskiran, Sami Berhausen. Mittelfeld und Angriff: Hakim Koulali, Antonio Bozic, Mohannad Saed Haj Mohamed, Jan Lucas Mowitz, Aboubakar Vicente, Yulian Bilousov, Gedeon Tamfutu, Atilla Caliskanoglu, Kengne Faycal, Andondo Longo, Alexandro Tikiashvili, Ilias Bennoune, Kudo Koya, Tolga Kamici.