Bonner SC unternimmt mit stärkerem Kader einen neuen Anlauf zum Aufstieg in die Regionalliga

Bonner SC: Führungsspieler sind gefragt

Bonner SC (hinten von links): Torwarttrainer Andy Hubert, Volkan Ballicalioglu, Eray Isik, Mannschaftsarzt Dr. Jochen Müller-Stromberg, Samir Malaab, Man-Ju Lee, Jonas Berg, Adis Omerbasic, Rudolf González, Creighton Braun, Marco Königs, Mannschaftsarzt Dr. Pierre Conrads, Leander Goralski, Leon Augusto, Hendrik Strobl, Maximilian Decker, Betreuer Achim Maurer, Physiotherapeut Tayfun Babyigit. Mitte: Betreuer Guido Holt, Ben Hompesch, Tim Schirmer, Burak Yesilay, Michael Okoroafor, Martin Michel, Kevin Birk, Jan Luca Prangenberg, Maximilian Pommer, Markus Wipperfürth, Armando Rexhepaj, Co-Trainer Gordon Addai. Vorn: Felix Erken, Trainer Giuseppe Brunetto, Massaman Keita. FOTO: HEMPEL

Was Aufstiegsambitionen im Fußball anbetrifft, gilt der Hamburger Sportverein gemeinhin als das abschreckende Beispiel schlechthin. Nicht weniger als fünf vergebliche Anläufe, aus der 2. Liga in die deutsche Eliteklasse zurückzukehren, stehen mittlerweile in der Vereinschronik des sechsfachen deutschen Meisters.

Das selbst gesteckte Ziel wurde meilenweit verfehlt

So schlimm soll es für den Bonner SC nicht kommen, um aus Liga fünf wieder in die Regionalliga West zurückzukehren. Das ginge wohl auch nicht, denn einen solch langen finanziellen Atem dürfte der BSC nicht haben.

Immerhin aber muss der einst ranghöchste Bonner Fußballverein einen ersten vergeblichen Versuch nach dem Abstieg 2022 verkraften. Mit dem enttäuschenden vierten Tabellenplatz nach der zurückliegenden Spielzeit hat das Team um Sportdirektor Daniel Zillken das seinerzeit selbst gesteckte Ziel meilenweit verfehlt. Das soll und muss anders werden.

„Dann steigen wir eben ein Jahr später auf“, hatte der BSC-Vorstandsvorsitzende Dirk Mazurkiewicz schulterzuckend und trotzig zugleich bemerkt, nachdem die Niederlage beim TuS BW Königsdorf auch die letzten Hoffnungen auf eine direkte Rückkehr in die vierte Liga zerstört hatte. Anders als vor Jahresfrist scheint der BSC diesmal tatsächlich deutlich besser gerüstet. „Damals hatten wir vier Wochen vor dem Saisonstart kaum Spieler unter Vertrag. Das ist dieses Mal ganz anders“, stellte Mazurkiewicz nach dem Trainingsauftakt mit großer Zufriedenheit fest. 

"Damals hatten wir vier Wochen vor dem Saisonstart kaum Spieler unter Vertrag. Das ist diesmal ganz anders“
Dirk Mazurkiewicz
Vorstandsvorsitzender

25 Akteure stehen aktuell im Bonner Kader. Der eine oder andere Kicker könnte indes noch dazukommen. „Das Transferfenster ist schließlich noch bis zum 1. September offen. So lange werden wir die Augen offen halten“, sagte Zillken.

Vor allen Dingen kamen bislang erfahrene Spieler dazu. „In der abgelaufenen Saison haben uns in den entscheidenden Spielen genau diese Führungsspieler gefehlt“, sagte der Sportdirektor. Mit dem ehemaligen Profi Marco Königs (33) sowie mit den Rückkehrern Leander Goralski (29), Markus Wipperfürth (27), Adis Omerbasic (28) und Schlussmann Martin Michel (30) stehen nun genau diese Spieler zur Verfügung. Leistungsträger wie Rudolf González. Maximilian Pommer oder Jonas Berg konnten darüber hinaus gehalten werden. „Unser Kader verfügt über eine ganz andere Stabilität, als wir sie zu Beginn der vergangenen Saison hatten“, findet Mazurkiewicz.

Auch Cheftrainer Giuseppe Brunetto, der nach dem Rücktritt von Lukas Sinkiewicz vor dem letzten Saisondrittel das Team übernommen hatte, scheint mit der Zusammenstellung der Mannschaft zufrieden. „Damit hat mir Daniel fast jeden Wunsch erfüllt“, sagt er.

Die ersten Testspiele machten allerdings deutlich, dass sich die Mannschaft nach wie vor mit engen Plätzen und physisch betonter Spielweise schwertut. „Hier müssen wir den Hebel ansetzen“, sagt der BSC-Trainer. „Wir können nicht alles fußballerisch lösen.“

Junge Leute sollen sich mit dem Verein identifizieren

Helfen sollen selbstverständlich auch die Fans. Ab dem ersten offiziellen Heimspiel der Saison 2023/24 am 11. August gegen den FC Hennef 05 können Schüler, Studenten und Auszubildende die Spiele des BSC zunächst einmal in der Hinrunde kostenlos im Sportpark Nord verfolgen.

„Wir als Verein wollen selbstverständlich auch junge Menschen in Bonn ansprechen und ihnen eine Möglichkeit geben, sich mit der Stadt Bonn und mit dem Verein zu identifizieren“, erklärt Mazurkiewicz diese Maßnahme. Der BSC-Chef gibt sich zuversichtlich, weiß aber sehr wohl auch um die sportlichen und um die wirtschaftlichen Zwänge.

"Das Transferfenster ist noch bis zum 1. September offen. So lange halten wir die Augen offen“
Daniel Zillken
Sportdirektor

Noch scheint die Sponsorendecke tragfähig, noch scheint die Konkurrenz um den einen Aufstiegsplatz mit Vereinen wie Eintracht Hohkeppel, dem sich im Umbruch befindenden FC Hennef 05 oder dem SV Bergisch Gladbach 09 überschaubar. „Wir sollten es aber möglichst in dieser Saison schaffen“, sagte Mazurkiewicz jüngst nach dem 2:2-Unentschieden im Testspiel gegen den Landesligisten SSV Merten.

Möglicherweise dachte der BSC-Vorstandsvorsitzende bei seiner Aussage ja an den Hamburger SV oder auch an den TSV Bayer 04 Leverkusen, dessen Sportgeschäftsführer Simon Rolfes öffentlich laut über die Reaktivierung der U23-Vertretung, die 2014 vom Spielbetrieb abgemeldet wurde, nachdenkt.

Denn diese würde in der Spielzeit 2024/2025 in der Fußball-Mittelrheinliga starten - eine zusätzliche starke Konkurrenz, der sie beim Bonner SC natürlich nur allzu gern aus dem Weg gehen würden.