Auch Liliana und Dr. Johann Wolfgang Rechmeier wurden vor zwei Jahren Opfer der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal. Die Wassermassen zerstörten nicht nur ihre Praxisräume im Thermalbadehaus von Bad Neuenahr. Auch das komplette technische Interieur wurde ein Raub der Flut. Nach der Zerstörung begann auch für das Ehepaar der Wiederaufbau. Anfang dieses Jahres war es so weit: die Praxis für Radiologie, Nuklearmedizin und Schmerztherapie wurde mit Geräten der neusten Generation im historischen Ambiente des Kurhauses von Bad Neuenahr wiedereröffnet. „Seither können wir unseren Patientinnen und Patienten wieder ein breites medizinisches Spektrum rund um minimalinvasiver und ambulanter Schmerz- und Gelenktherapie bieten. Detaillierte Diagnostik im offenen MRT, CT, Nuklearmedizin bei Erkrankungen der Schilddrüse und der Wirbelsäule, des Gehirns, der Knochen und Gefäße, von Arthrose bis Rheuma und von Bandscheibenvorfall bis Osteoporose findet bei uns unter einem Dach statt“, freuen sich die beiden Fachärzte.

Meniskus erhalten

Mitte der 1995 wurden Meniskuseinrisse erstmalig minimalinvasiv operiert. Dabei setzte der Chirurg nur zwei kleine Schnitte unterhalb der Kniescheibe, durch die jeweils eine kleine Kamera und das entsprechende chirurgische Instrument geführt wurden. Bei dieser ,,Refixation“ wird der beschädigte Meniskus entweder komplett entfernt oder wieder zusammengenäht. „Bei einer klassischen Meniskus-Operation werden die eingerissenen Knorpelteile des Meniskus in vielen Fällen ersatzlos entfernt“, erklärt Liliana Rechmeier. Nach Aussagen der erfahrenen Ärztin lindere diese Methode zwar kurzfristig die Beschwerden des Patienten. „Langfristig kommt es jedoch zu einer Überforderung des gesamten Kniegelenks, wenn der Meniskus mit seiner stoßdämpfenden Funktion fehlt. Da der natürliche Schutz des Gelenkknorpels vor zu starker Abnutzung nicht mehr vorhanden ist, kommt es im Alter häufig zu sehr schmerzhaften Arthrose-Erkrankungen.“

Kleben statt operieren

In der Praxis Rechmeier wurde eine Methode entwickelt, die den Meniskus erhält. „Wir können in unserem offenen MRT genau sehen, ob der Meniskus komplett durchgerissen oder nur teilweise angerissen ist“, sagt Dr. Johann Wolfgang Rechmeier. „In den meisten Fällen können wir im Rahmen der MRT-Untersuchung die schadhafte Stelle am Meniskus mit einem Spezialkleber versorgen.“ Über eine sehr dünne Injektionsnadel wird unter ständiger Sichtkontrolle ein organischer Kleber in den Riss gespritzt. Bei dem Klebstoff handelt es sich jedoch nicht um ein Produkt aus dem Baumarkt. „Wir verwenden einen organischen Fibrinkleber, der sich nach sechs Wochen im Körper des Patienten wieder rückstandslos auflöst“, erläutert Liliana Rechmeier. „Diesen natürlichen Klebstoff kennen wir zum Beispiel aus der Blutgerinnung.“ Da der Patient keine Vollnarkose benötigt, kann er die Praxis nach der Behandlung eigenständig verlassen und das Gelenk normal belasten. In den nächsten Wochen wächst der Meniskus dann in aller Ruhe zusammen. Unter regelmäßiger Gabe von Wachstumsfaktoren, die ebenfalls unter Sichtkontrolle im MRT punktgenau injiziert werden, kommt es zu einer deutlichen Beschleunigung des Heilungsprozesses.

Offenes MRT

Gegenüber der klassischen Tunnelbauweise hat ein offenes System viele Vorteile. Bei der Magnetresonanztomographie (MRT) wird das Körperinnere des Patienten unter Einsatz von Magnetfeldern Schicht für Schicht und ohne Röntgenstrahlung sichtbar gemacht. Dabei liegt der Patient in einer Röhre, in der es eng und zudem sehr laut ist. „Das offene MRT wurde so gebaut, dass der Patient nicht mehr durch einen Tunnel geschoben werden muss“, erläutert der Radiologe und Nuklearmediziner. „Auch die während Lautstärkebelastung der Behandlung wurde auf ein Minimum reduziert. Darüber hinaus bietet die offene Bauweise weitaus mehr innovative Therapiemöglichkeiten.“

Schmerzspirale

Wer kennt das nicht? Durch chronische Rückenschmerzen entsteht oftmals eine sogenannte Schmerzspirale. „Diese beginnt klassisch mit einer Schonhaltung“, beschreibt Dr. Johann Wolfgang Rechmeier die Situation. „Dabei nimmt unser Körper eine unnatürliche Haltung ein. So möchte er eine örtlich begrenzte Überforderung ausgleichen und dem Gewebe Zeit zur Heilung verschaffen.“ Doch im Laufe der Zeit werden die ausgleichenden Muskeln selbst überfordert. Es kommt zur Verkrampfung und einer verstärkten Schonhaltung. Ganze Muskelgruppen schalten sich ein und verkrampfen ebenfalls. Die Schmerzspirale dreht sich unaufhörlich. „Für uns gilt es, diese Schmerzspirale zu durchbrechen“, erläutert die Radiologin. „Unter Sichtkontrolle bildgebender Geräte, wie unser dosisreduziertes CT oder das offene MRT, können wir im Rahmen unserer Schmerztherapie Injektionsnadeln millimetergenau steuern und einzelne Nerven lokal ruhigstellen. Die besten Voraussetzungen für normale Bewegungen und eine gesunde Körperhaltung.“ hob