Es wird viel gesprochen über die „Generation Z“ – also über junge Menschen, die sich den Job aussuchen können, dann hohe Ansprüche stellen aber angeblich nicht viel können. Soweit zum Vorurteil. Wer erleben möchte, wie unglaublich engagiert und leidenschaftlich junge Menschen in ihrem Beruf sein können und wollen, der sollte unbedingt Auszubildende für Pflegeberufe in der LVR-Kliniktreffen. Wir haben das getan und sind begeistert.
Fünf junge Azubis der LVR-Klinik Bonn haben sich im Schulungsgebäude der Klinik am Kaiser-Karl-Ring mit dem GA zum Interview verabredet. Es sind Männer und Frauen im Alter von 19 bis 29 Jahre, sie haben gefärbte Haare, Tätowierungen, einige stammen aus dem Ausland, eine Dame trägt Kopftuch. Kurz: Sie repräsentieren einen wunderbaren Querschnitt durch die Generation Z. Was sofort auffällt: Alle sehen den Journalisten unglaublich offen und freundlich an, alle erzählen frei und ungezwungen. Und obwohl sie gerade erst mit der Ausbildung begonnen haben, haben sie eine bewundernswerte Ausstrahlung.
Leiter der LVR-Pflegeschule
Also: Was motiviert junge Menschen, die auch Ingenieure, Wissenschaftler oder gut dotierte IT-Experten werden könnten dazu, sich zu einer Pflegefachfrau oder einem Pflegefachmann ausbilden zu lassen. Philip Hofer ist mit seinen 19 Jahren absolut sicher, dass er auf dem richtigen Weg ist. Nach dem Abi war klar: „Ich will etwas tun, was Sinn macht. Menschen helfen.“
Also absolvierte er zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr. „Über die LVR-Klinik hatte ich viel Gutes gehört, und weil ich eh Interesse an Psychologie und Neurologie habe, hat es mir hier gleich gut gefallen.“ Seit April befindet er sich in der dreijährigen Ausbildung.
Die ist seit einigen Jahren an EU-Recht angeglichen und wird mit einem europaweit anerkannten Examen abgeschlossen. Mit dem entsprechenden Zeugnis können die Pflegefachfrauen und -männer dann in der Altenpflege, im Krankenhaus, in der Kinderkrankenpflege oder bei Sozialdiensten arbeiten. „Und das in ganz Europa und weltweit“, wie der Leiter der LVR-Pflegeschule Gerold Fuchs erläutert. Und: Als solche Fachkräfte werden sie auch weltweit gesucht. In vielen Ländern wie Schweden winken deutlich höhere Verdienste.
Aber das Einkommen ist auch hier ganz ordentlich. Pflegeschüler verdienen im ersten Ausbildungsjahr 1.350 Euro brutto plus Zulagen, denn gearbeitet wird in drei Schichten. „Und auch später kann man als Pfleger von seinem Gehalt zwar keine großen Sprünge machen aber durchaus eine Familie ernähren“, meint Schulleiter Fuchs.
Wohl auch deshalb zieht es junge Menschen aus dem Ausland in die Ausbildung nach Deutschland. So wie Boubakri Houriya und Achabakh Soukoyna. Die beiden Frauen stammen aus Marokko, sie sind 29 Jahre alt und haben - unabhängig voneinander und mit ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten - ihren Weg in die LVR gefunden. In ihrem Heimatland haben sie nach fertiggestellten Ausbildungen nicht in ihren Berufen arbeiten können und deshalb nach Alternativen gesucht. „Wir haben dort einen Kollegen, der nicht gezielt Menschen vor Ort anspricht, aber als Ansprechpartner für Interessenten arbeitet“, erklärt Gerold Fuchs. Über ihn haben die beiden Frauen alle nötigen Infos erhalten und über ihn lief dann auch das online-Vorstellungsgespräch mit dem Team der LVR-Pflegeschule in Bonn. Beide lernten schnell Deutsch und konnten dann trotz aller unsäglichen bürokratischen Hürden, die die Bundesrepublik für arbeitswillige Menschen aus Nordafrika errichtet, einen Ausbildungsplatz beim LVR bekommen. Heute sprechen sie in grandiosem Deutsch mit ihren Patienten und sind anerkannte Mitglieder der Pflegeteams. Auch sie berichten, dass Pflege ihr Traumberuf ist. Hauptmotivation: Helfen.
Ähnlich erging es Ahmad Reza Arbani Morzaghim. Der 24-jährige Iraner spricht schon länger gutes Deutsch, und durch zwei schwere Schlaganfall-Geschichten in seiner Familie war ihm längst klar, dass er in die Pflege gehen will. Mit einem iranischen naturwissenschaftlichen Abitur und einem Chemie-Studium in seinem Heimatland ist er für die extrem anspruchsvolle Ausbildung auch bestens gerüstet.
Fünfter in der Runde ist Joshua Christmann. Auch er kam, wie Philip Hofer, über ein Freiwilliges Soziales Jahr nach dem Abitur in die LVR-Ausbildung, und auch er nennt als Hauptgrund für den Jobwunsch die einmalige Möglichkeit, helfen zu können. „Ich hätte auch studieren können“, sagt er selbstbewusst. „Aber die Pflege ist fachlich so hochwertig, dass die direkte Arbeit an und mit den Patienten mich inzwischen mehr anspricht.“
Sie alle erklären immer wieder, wie vielseitig und mit immer wieder neuen Herausforderungen und auch Belohnungen die Arbeit verbunden ist. Gerade in der Psychiatrie und Neurologie, wie sie in der LVR-Klinik praktiziert wird, gleicht kein Fall dem anderen - und immer steht das Gespräch mit den Patienten im Vordergrund. „Genau deshalb sind ja auch die Sprachfähigkeiten so unglaublich wichtig“, erklärt Schulleiter Fuchs und blickt auf seine drei ausländischen Schüler. Die haben in allerkürzester Zeit unglaubliche Entwicklungen durchlaufen und können sich inzwischen fließend mit den Patienten unterhalten.
Es ist genau diese Vielfalt, die sich in der Zahl der 150 Schüler der LVR-Pflegeschule spiegelt, die die Generation Z repräsentiert. Sie sind offen und interessiert, wissbegierig und hilfsbereit, freundlich und zielstrebig. Und sie engagieren sich 24 Stunden am Tag für das Land und für das Wohl seiner vielfältigen Gesellschaft.
Jeweils im April und im Oktober eines Jahres startet ein neuer Ausbildungskurs. Gerold Fuchs macht dazu ein ganz großes Angebot: „Wir suchen jedes Jahr neue Auszubildende, denen wir im Anschluss auch immer einen festen Job bei uns bieten können.“ jöw
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