IT-Fachkräfte sind gesucht und verdienen gut, zeigen die Arbeitsmarktzahlen. Welche Schwerpunkte es gibt

Karriere in der IT-Branche

Mit Praktika lässt sich herausfinden, welche Spezialisierung in der IT einem am besten liegt. FOTO: MARIJAN MURAT/DPA/ DPA-TMN

VON KATJA WALLRAFEN

Datenströme gelten als die Lebensadern des 21. Jahrhunderts. Künstliche Intelligenz (KI) begleitet uns im Alltag. Im Smart Home vernetzen sich Saugroboter mit mobilen Endgeräten. Damit all das reibungslos klappt und die Daten freie und vor allem auch sichere Bahn haben, sind Fachkräfte für Informationstechnologie (IT) nötig. Wer sich für die Branche interessant, hat zahlreiche Möglichkeiten seine berufliche Laufbahn zu gestalten. Was man vorab wissen sollte:

Wie groß ist der Fachkräfte-Bedarf in der IT?
Die IT-Branche hat riesigen Bedarf an Fachleuten, wie Adél Holdampf-Wendel, Bereichsleiterin Arbeitsrecht und Arbeit 4.0 beim Branchenverband Bitkom sagt. „Für die Digitalisierung der Wirtschaft fehlt Personal.“ Branchenübergreifend sei die Zahl freier Stellen für IT-Fachkräfte 2021 auf 96 000 gestiegen. Das seien zwölf Prozent mehr als im Vorjahr.

Auch der Fachkräfte-Index des Personaldienstleisters Hays für das vierte Quartal 2021 zeigt: Unter den Berufsprofilen, mit der höchsten Anzahl an ausgeschriebenen Stellen finden sich fünf aus der IT: Softwareentwickler, IT-Berater, IT-Architekt, Webentwickler und IT-Support.

Welche Tätigkeiten übernehmen IT-Fachleute?
Programmierer, Informatiker und Datenbankexperten arbeiten im Bereich der Informationstechnik. Sie ermöglicht die digitale Datenverarbeitung.

Wer in der IT arbeitet, kümmert sich um die Hard- und Software. Zur Hardware zählen etwa Server, Computer und mobile Endgeräte wie Smartphones. Betriebssysteme, Anwendungsprogramme und Apps für Tablets und Smartphones sind die Software. IT-Fachleute entwerfen Computersysteme und Netzwerke, sie programmieren und implementieren Anwendungen. Sie betreuen digitale Systeme – und ebenso die Nutzerinnen und Nutzer dieser Technik, indem sie sie schulen. Sie entwerfen kundenspezifische IT-Lösungen, konzipieren Onlineportale und übernehmen deren laufende Pflege.

Braucht es immer ein Studium?
Computerinformatik, Digital Engineering, Cybersicherheit oder Data Science – das Angebot an Studienfächern ist umfangreich und es ist nicht immer einfach, den Überblick zu behalten. Viele Studiengänge bilden im klassischen informationswissenschaftlichen Bereich aus, zum Beispiel Informatik oder IT-Sicherheit. Mit zunehmender Digitalisierung gibt es immer mehr Fachrichtungen, zum Beispiel Games- oder Digital Engineering oder Mobile Computing. Ein Studium ist aber kein Muss. Auch die dualen Ausbildungen Fachinformatiker und IT-System-Elektroniker wurden 2020 aufgefrischt. Damit sollen sie den heutigen Anforderungen in den Bereichen Vernetzung, Internet of Things (Internet der Dinge) und Industrie 4.0 besser gerecht werden.

Muss man Mathe lieben, um in der IT zu arbeiten?
Viele Jugendliche stellen sich die Frage, wie stark ausgeprägt die Zuneigung zu Zahlen sein oder ob man sogar Informatik in der Schule gehabt haben sollte. „Man kann auch in der IT-Branche arbeiten, ohne vorher in der Schule Informatik gehabt zu haben“, sagt Simone Opel, Sprecherin Beirats IT-Weiterbildung bei der Gesellschaft für Informatik (GI). Es helfe aber sehr, wenn man Mathe liebt. „Man sollte sich aber auch nicht zu sehr stressen“, so Opel. Viele Jugendliche seien überrascht, wie vielfältig die Aufgaben in der IT sind. Es gehe längst nicht nur um Technik, sondern auch um Teamarbeit, Projektmanagement und Kommunikation.

Welche Wege führen in die IT?
Wer nach dem mittleren Schulabschluss oder nach dem Abitur unsicher ist, wie die Weichen für die berufliche Zukunft in Richtung IT gestellt werden können, sollte vor allem viel ausprobieren, rät Simone Opel.

Sie verweist auf die vielen Angebote von Verbänden, Unternehmen und Hochschulen. „Firmen bieten Praktikumsmöglichkeiten, man kann Berufsmessen besuchen und Ausschau halten nach Angeboten wie Mathe-Spaces oder Hacker-Schools.“ Dabei kann man herausfinden, wo die eigenen Interessen liegen. Kreativ wird es etwa bei der Gestaltung von Webinhalten, handfest in der Praxis, komplex in der Welt der Algorithmen und Rechnerarchitektur.

Wer sich nach dem Abi nicht zwischen Theorie und Praxis entscheiden kann, findet einen Mittelweg im dualen Studium. In Aachen kann man sich zum Beispiel Mathematisch-technischen Softwareentwickler (MATSE) ausbilden lassen und gleichzeitig einen Bachelor-Abschluss in Angewandter Mathematik und Informatik machen. So gerüstet, stehen die Chancen schon ganz gut.

Ist ein Quereinstieg möglich?
Für Karrieren in der IT sind nicht zwingend formale Ausbildungswege nötig. Adél Holdampf-Wendel weiß aus der Einstellungspraxis der Unternehmen, dass es nicht auf Titel ankommt. Im Bewerbungsprozess werde stattdessen zum Beispiel eine Programmieraufgabe gestellt und wer die schnell zur Zufriedenheit löst, bekommt den Job.

„Hauptsache, man kann Kenntnisse vorweisen und zeigt grundsätzliches Engagement und die Bereitschaft, immer neu dazuzulernen.“ Aufgrund der rasanten technischen Entwicklungen sei Wissen schnell veraltet. Viele Firmen würden daher intern auf Weiterbildung setzen, um die Fachkräfte auf dem neuesten Kenntnisstand zu halten.


Unterschied zwischen Staatsexamen und Bachelor

Wer etwa Ärztin, Pharmazeut oder Anwältin werden will, muss zwei Staatsexamen ablegen. Was ist das Besondere daran?

Beim Staatsexamen prüfen nicht die Hochschulen, sondern staatliche Prüfungsämter. So erklärt Bettina Huth den wesentlichen Unterschied zu Bachelor- und Masterprüfungen.

Wie die Berufsberaterin der Agentur für Arbeit Frankfurt am Main auf dem Portal „abi. de“ erklärt, folgt auf das Erste Staatsexamen je nach Studiengang ein Vorbereitungsdienst, auch Referendariat genannt. Angehende Medizinerinnen und Mediziner sowie Pharmazeutinnen und Pharmazeuten absolvieren nach dem Ersten Staatsexamen das Praktische Jahr. Das Studium schließt dann mit dem Zweiten Staatsexamen ab, in dem es vor allem um fachpraktische Kenntnisse geht.

Studiengänge sind oft zulassungsbeschränkt
Während man mit einem Bachelor bereits in den Beruf einsteigen kann, sind Berufe, die ein Staatsexamen erfordern, erst nach Bestehen der zweiten Examensprüfung möglich. Man spricht auch von reglementierten Berufen: Weil die Ausübung bestimmte Befähigungsnachweise erfordert. Deswegen wird der Zugang durch rechtliche Regelungen beschränkt.

Wer einen Studiengang mit Ziel Staatsexamen wählt, braucht laut „abi.de“ daher in der Regel das Abitur. Auch der Notendurchschnitt sowie weitere Kriterien spielen im Aufnahmeverfahren meist eine Rolle, weil die Studiengänge oft zulassungsbeschränkt sind. dpa